Škoda Felicia Fun – die gelbe Portion Lebensfreude auf Rädern
Als Carspotter ist man ja ständig auf der Jagd, der Carspotter in dir schläft nie. Niemals. Irgendwie ist man ständig auf der Lauer nach dem nächsten, hoffentlich spektakulären Fund. Hinter jeder Ecke, Kurve, Straßengabelung könnte er auf dich warten, der Fund. Der Fund, auf den du schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten wartest. Der Ferrari aus den 60ern, der 911R, der Maserati Indy oder wofür man auch immer so schwärmt.
Ich gebe es auch billiger und freue mich auch über weitaus bodenständigeres: ein Toyota Corolla, ein Fiat Uno, Volkswagen Polo, Audi 50, Saab 99 oder wie hier ein Skoda Felicia Fun. Fahrzeuge, die einst mehr oder weniger im Straßenbild sichtbar waren, die die breite Masse am einst bunten täglichen Straßenverkehr bildeten. Brot- und Butterautos, die Herr Müller und Frau Meier in meiner Gasse einst fuhren. Fahrzeuge, die heute nicht mehr alltäglich zu sehen sind und deswegen aus dem üblichen silber- bis schwarzen Leasingbrei rausstechen und mit ihrer vermeintlichen Exotik auffallen.
Zum Skoda Felicia Pickup habe ich auch eine besondere Beziehung, durfte ich sowas doch in den Nullerjahren mit Kühlaufbau als Betriebsleiter und Küchenchef einer Grazer Mensa persönlich zu diversen Caterings rund um die TU Graz selbst pilotieren.
Škoda Felicia Fun – die gelbe Portion Lebensfreude auf Rädern
Anfang der 90er-Jahre war ein Pickup auf europäischen Straßen ungefähr so selten wie ein Einhorn im Stadtverkehr, sofern man kein Forstwirt oder Surfer war. Bauunternehmer fuhren noch Pritschenwagen und keine stylishen Pickups mit fettem Chromkühlergrill. Aber Škoda wäre nicht Škoda, wenn sie nicht eine Idee gehabt hätten, das zu ändern: Mit dem Felicia Pickup kam 1995 das erste Mal frischer Wind in die Pritschenwagenwelt. Und dann? Dann wurde’s richtig wild: Im März 1995 stellten die Tschechen den Škoda Felicia Fun vor. Quietschgelb, fröhlich und bereit für Abenteuer – genau so sollte Freizeit auf vier Rädern aussehen.
Der Felicia Fun war ein echtes Multitalent: Auf den ersten Blick ein klassischer Zweisitzer, aber wer ein bisschen trickste, bekam zwei weitere Notsitze aus der Rückwand herausgezaubert. Zack – aus dem Pritschenwagen wurde ein Viersitzer. Perfekt, um die Kumpels zum Badesee oder zur nächsten Grillparty mitzunehmen.
Das Auto basierte technisch auf dem modernisierten Felicia, der 1994 vorgestellt wurde. Knapp 1.200 Bauteile waren damals neu entwickelt worden – der Felicia Fun profitierte also nicht nur optisch von frischem Schwung, sondern auch bei Fahrkomfort und Sicherheit.
Gelber Spaßmacher mit „Party-Trick“
Das auffälligste Feature war neben der grellen Lackierung eindeutig die klappbare Rückwand – intern liebevoll „Party-Trick“ genannt. In wenigen Sekunden ließ sich die Kabinentrennwand verschieben, zwei zusätzliche Sitze aufstellen, und die Ladefläche schrumpfte dabei von 1.370 auf 850 mm. Kein Problem: Platz für Kühlbox, Surfbrett oder Mountainbike war trotzdem noch genug vorhanden.
Und dann dieser Look: Sonnengelbe Außenhaut, strahlend gelbes Lenkrad, sportlicher Heckspoiler und massig gute Laune. Im damaligen Prospekt stand passend: „Reisen Sie der Sonne und dem Spaß entgegen.“ Und genau das tat man mit diesem Auto.
Technische Daten und Varianten
Unterm Blech gab’s solide Kost: Der Felicia Fun kam mit drei Motorvarianten – einem 1,3-Liter-Benziner mit 68 PS, einem 1,6-Liter-Benziner mit 75 PS oder einem 1,9-Liter-Saugdiesel mit 64 PS. Höchstgeschwindigkeit? Bis zu 163 km/h – völlig ausreichend, um damit auf der Landstraße lässig zu cruisen.
– Radstand: 2.450 mm
– Länge: 4.245 mm
– Breite: 1.680 mm
– Höhe: 1.465 mm
– Leergewicht: ca. 1.035 kg
– Zuladung: bis zu 445 kg
Preislich startete der Fun bei rund 305.000 Tschechischen Kronen, je nach Motorisierung und Ausstattung etwas mehr.
Von der Studie zum Serienmodell
Ganz aus dem Nichts kam der Fun nicht: Schon auf der IAA 1993 zeigte Škoda zwei bunte Concept Cars auf Basis des Favorit. Geländegängig, verspielt und vor allem mit der Idee der klappbaren Rückwand. Die Resonanz war so positiv, dass sie diese Idee ins Serienmodell übernahmen.
Gebaut wurde der Felicia Fun von Oktober 1995 bis August 2000 im Werk Vrchlabí. Insgesamt liefen nur 4.016 Stück vom Band – kein Wunder, dass der kleine Gute-Laune-Pick-up heute ein ziemlich gesuchtes Sammlerstück ist.
Heute: Ein Sammlerstück mit Seltenheitswert
Von über 1,4 Millionen Felicia-Modellen gehören die Fun-Varianten definitiv zu den seltensten und auffälligsten Vertretern. Wer heute noch einen gut erhaltenen Fun ergattert, hat mehr als nur ein schrilles Auto – er hat ein Stück 90er-Jahre-Lebensgefühl auf vier Rädern in der Garage.

Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.