Der ideale Youngtimer: Mercedes W124

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Einer der Kanditaten für den Titel des idealen Youngtimers für den Alltagsbetrieb ist sicher Mercedes Mittelklassemodell, die Baureihe W124. Der 124er wird immer wieder als der letzte echte Mercedes bezeichnet, aber diese „Auszeichnung“ teilt er laut der Meinung vieler Mercedesliebhaber auch mit den Modellen der Baureihen W123 und W126.

 

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Der W124 trat in große Fußstapfen
Dabei traf der W124 auf große Fußstapfen, die er zu füllen hatte: Der W114/W115, landläufig im Volksmund als der Strichacht bekannt, sowie der direkte Vorgänger W123 legten die Latte für die neue obere Mittelklasse hoch als sie 1984 auf den Markt kam. Es war die Zeit als ein Mercedes noch als ultimatives Statussymbol galt und in Stuttgart war man sich dessen bewusst.

 

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Es wurde nicht gekleckert, es wurde geklotzt beim Modellangebot des W124:
Die spreizung der Modellpalette war noch nie so groß, es gab die Limousine, den Kombi (T) , Coupe (CE) und ein viersitziges Cabriolet. Motorisch gab es von solider Hausmannskost bis zur Sportlimousine auch reichlich Auswahlmöglichkeiten, Vier-, Sechs- und Achtzylindermotoren waren im Portfolio; vom Vierzylinder Saugdiesel mit 72PS bis zum V8 Motor des E60 AMG Modells mit 381PS wurde so ziemlich jeder Wunsch erfüllt – vom Taxiunternehmer bis zum sportlich motivierten Manager. Und erstmals gab ihn erstmals auch mit permanentem Allradantrieb, die auf den Namen 4Matic hörte.

 

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Doch was macht den W124 aus, was macht ihn zu einem der beliebtesten Youngtimer?
Es ist wohl dieses Gesamtpaket aus Solidität, dem hochwertigen aber schlichten Innenraum der selbst nach mehr als 30 Jahren noch manierlich aussieht, der Langlebigkeit der Motoren sofern ihnen nur ein Mindestmaß an Pflege zuteil wird. Das satte Plopp beim schließen der Türen, die Unaufgeregtheit wenn man damit vom Bordstein ablegt wie mit einem Dampfer und gemächlich Fahrt aufnimmt. Ein Mindestmaß an Ausstattung war im W124 nur dann vorhanden, wenn man sie auch bestellte. Selbst der rechte Aussenspiegel erforderte ein Kreuzchen am Bestellformular.

Zigtausende verrichteten als Taxis ihren Dienst, in der Zunft der Fuhrunternehmer wird noch heute, 22 Jahre nach dem Produktionsstopp in höchsten Tönen von der Qualität der Selbstzünder aus Sindelfingen geschwärmt.

 

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Nur ein Mercedes ist ein Mercedes
Die Qualität des W124 macht ihn im Vergleich zu seinem Nachfolger mit dem Vieraugengesicht (W210) erst so richtig wertvoll. Gerne wird davon berichtet, das der 124er noch von Konstrukteuren und noch nicht von den Buchhaltern mit dem Rechenstift entwickelt wurde.

Bei regelmässig gewarteten und servicierten Fahrzeugen ist selbst eine Laufleistung von 500.000 Kilometern keine Seltenheit. Die Vielfalt an am Markt angebotenen Fahrzeugen ist immer noch beachtlich, von Grotten um wenige Hunderter, bis hin zu Cabriolets und Coupes mit niedrigen Laufleistungen aus gepflegtem Erstbesitz und den einstigen Topmodellen der Baureihe, 500E und den AMG Modellen die preislich gerne mal nach oben ausreissen. Einer der Pluspunkte der Modellreihe ist sicher die nahezu lückenlose und preiswerte Ersatzteilversorgung.

Das Beste oder nichts.
Präsentiert wurde der 124 im November 1984, die erste Modellpflege (Mopf1) erschien 1989, 1993 wurde mit der zweiten Modellpflege (Mopf2) die alte Nomenklatur beendet und die E-Klasse eingeführt. Die Produktion der Limousine wurde zugunsten des Nachfolgemodells W210 Mitte 1995 eingestellt. Der Kombi wurde noch bis Juni 1996 in Bremen produziert, das Coupe bis Ende 1996. Bei Karmann lief das Fließband für das Cabriolet noch bis Juni 1997, dann war Schluß mit der europäischen Fertigung. Im indischen Pune wurden von 1995 bis 1998 ausschließlich E 220 und E250 Diesel produziert.

Doch es gibt nicht nur Licht, es gibt auch Schatten beim Benz. Rost kann bei einem über 30 Jahre altem Fahrzeug immer ein Thema sein. Um die Schwachstellen des Youngtimers zu erkennen, helfen fundierte Kaufberatungen und davon schwirren einige im Netz rum, ein Blick darauf sollte die wunden Punkte des W124 aufzeigen. Eine andere Möglichkeit wäre noch einem modellspezifischen Forum beizutreten und dort den alten Hasen ein Loch in den Bauch zu fragen.

 

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Nur welches Modell sollte man kaufen? Diesel oder Benziner und vor allem welche Karosserievariante?

 

Modellcodes:
W124 – Limousine
S124 – Kombi
C124 – Coupe
A124 – Cabriolet
V124 – Langversion
VF124 – verlängerter Radstand, Basis für Sonderfahrzeuge (Krankenwagen, Bestatter)

 

Bilder: Mercedes Benz

 

Edit: Überarbeitet und ergänzt am 14.12.2019

 

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8 Responses

  1. Ludenstil sagt:

    Geiler Beitrag. Der 124er ist auch ein super Daily Diver, egal für welchen man sich entscheidet. Noch findet man gute Exemplare für wenig Geld. Ausnahme der E 500.
    Wer einen kaufen will, der kann sich über den W123 club eine gute Kaufbereitschaft als Buch bestellen.
    Ludenstil

    http://www.w123-club.de

  2. micky sagt:

    hätte mir selbst fast einen 200e mit automatik diese woche gekauft, war leider eine spur zu spät dran.

    danke für den linktipp!

  3. Geo sagt:

    Ja, der W124 ist und bleibt ein Klassiker. Haben ihn selbst als Zweitwagen im Einsatz. Er fährt und fährt und ab und an sind nur ein paar Kleinigkeiten zu machen. Aber ein wirklich treuer Begleiter. Ok, bei unserem kann man nur noch für 10 Euro tanken, irgendwas ist nicht ganz dicht am Tank, aber so lernt man wenigstens viele neue Tanksellen kennen. Und so viele sind es auch nicht, denn der W124 ist immerhin halbwegs sparsam unterwegs.
    Netter Blog übrigens, wirklich schöne Bilder und tolle Klassiker, die hier vorgestellt werden.
    Grüße Geo

  4. micky sagt:

    bin selbst mittlerweilen durch die intensive beschäftigung mit dem w124, schon infisziert und auf der suche nach einem gut erhaltenen als dailydriver. ist zwar viel am markt, aber die guten rauszupicken erfordert viel zeit. danke für das lob, freut mich immer wieder wenn die arbeit die man mit einem blog hat gewürdigt wird.

  5. Andreas sagt:

    Also, der 190er ist für die große Reise oder den Baumarkt zu klein. Auch wenn der 2.6er-Sechszylinder schon anschiebt. Der 500SEL für den Alltag etwas zuuuu lange und overdressed. Ergo: es musste ein W124 Kombi her… jetztisserda… ich persönlich kann mir für mich kein besseres Auto vorstellen. Und ökologisch ist er auch. Und ökonomisch ist er auch. Ökologisch: er landet nicht im Schrott und es muss für mich kein neues Auto produziert werden, was ja tatsächlich den höchsten CO2-Ausstoß des Autos ausmacht. Ökonomisch auch, weil ich wüsste nicht wo ich für dieses Geld („bist deppert, 9000,- hat die Karre gekostet, ist 22 Jahre alt, da kriegst ja einen neuen…“ ja? was kriegt man? Nicht einmal einen Dacia!) gibt es nirgens so viel Auto. Der Kultfaktor ist sowieso unbezahlbar…

  6. micky sagt:

    Mit einem S124 ist man fein angezogern, mehr Auto brauchts eigentlich gar nicht. Vor allem gab es die auch schon mit richtig guter Ausstattung, da bleiben kaum Wünsche offen.

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