Sammler und Jäger

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Da philosophiere ich darüber, dass die Sammler und Jäger sich selbst im Wege stehen, es eine Leidenschaft ist, die Leiden schafft und tonnenweise Stehzeug rumoxidieren lassen, bin aber im gemäßigten Ausmaß auch keinen Deut besser. Ich habe ja selber genügend Fahrzeuge und Krimskrams herumstehen. Gut, Fahrzeuge nicht so viele, aber auch zu viele um alle ausreichend zu bewegen. Dafür ist genügend anderes Zeugs in Hülle und Fülle vorhanden.

 

 

Nur wohin damit? Was aufheben? Was archivieren und was darf weiterziehen? Fragen über Fragen! Aber bevor ich in der Selbsthilfegruppe lande und ich mich mit „Hallo, ich bin Micky und ich habe ein Problem“ vorstellen muss, werde ich mal in mich gehen, um zu analysieren, wie viel braucht man wirklich.

Bücher
Nur wo anfangen? Bei den Büchern? Im Laufe der Jahre schafft man sich eine kleine aber feine Bibliothek an Fachbüchern an, die gerne und auch häufig als Nachschlagewerke zur Hand genommen werden. In meinem Fall sehr fuhrparkbezogen. Viele Bücher über Mazda und japanische Fahrzeuge, aber auch Lektüre über Motorisiertes aus Puchs Thondorfer Fabrikation vom Fahrrad bis zum Pinzgauer. Dazu noch gedrucktes von vergangenen Fahrzeugobsessionen von Ford und Volvo. Auch das eine oder andere Lexikon der Fahrzeugkultur, sowie Bücher von All time-Klassikern a la Jaguar E-Type oder Mercedes-Benz C111. Im Zuge der Übersiedelung Ende 2019 wurde so einiges ausgemustert und ging weg.

 

 

Magazine
Macht es heute noch Sinn, Zeitschriften und Magazine aufzuheben? Ich bin im Grunde kein Feind der neuen Techniken, nur ein E-Book-Reader oder digitales Abobundle von Zeitschriften, kommt mir nicht ins Haus. Das haptische Erlebnis, eine Autozeitschrift in Händen zu halten, kann ein Tablet nicht ersetzen. Auch wenn es viele Jahrgänge auf kleinstem Raum und Speicherplatz beherbergen kann. So sammle ich die Jahrgänge in Boxen und Kisten und verstaue sie im trockenen Keller. Da lagern Autorevue Hefte seit Beginn meines Abonnements im Jahr 1990 und diverse andere Magazine, die im Laufe der Jahrzehnte so dazu gekommen sind. Ab und an sortiert man mal aus und verschenkt Hefte weiter, aber wirklich weniger wird das auch nicht.

Modellautos
Wo fange ich an und wo höre ich auf? Von den späten 1980ern bis irgendwann in die Nullerjahre habe ich Modellautos der Marke Ferrari gesammelt, vor allem in den Maßstäben 1/24 und 1/18. Die gab es zuhauf in den damals noch stationären Spielzeuggeschäften und auf Einkaufsfahrten in das norditalienische Kanaltal. Irgendwann ebbte die Ferrarikaufsucht ab und der Fokus verlegte sich in Richtung japanische Fahrzeuge. Schlimm wurde es, als Hot Wheels anfing, massenhaft Nipponklassiker anzubieten. Da wanderte immer öfter im Supermarkt der eine oder andere Mazda RX-7, Nissan 240Z oder Datsun Skyline in den Einkaufswagen. Eskaliert ist es spätestens dann, als eine große Ramschmarktkette begann, die Hot Wheels um einen schlanken Euro anzubieten. Plötzlich kommt man darauf, dass man mit dieser Sammelleidenschaft nicht alleine ist. So hat sich eine rege Tauschgemeinschaft gebildet, die seit Jahren schon eine eigene Hot Wheels Neigungsgruppe auf WhatsApp mit ständig neuen Funden befüllt. Liebe Grüße an dieser Stelle an Roland, Bertl, Gernot und Philipp.

 

 

Ersatzteile
Und dann ist da noch diese Sache mit den Ersatzteilen. Fährt oder besitzt man Fahrzeuge, die eher als Exoten einzustufen sind wie den Mazda 818 Sedan aka Erbse oder den Mazda 323 Panel Van aka Van Morrison, dann ist es meistens mit der Ersatzteilversorgung nicht weit her. Vereinzelt ist aus alten Händlerbeständen noch etwas aufzutreiben, aber verlassen sollte man sich nicht darauf. Deswegen lautet da eindeutig die Devise: Lieber haben als brauchen. Das heißt, man lagert sich all das ein, was einem angeboten wird. Taucht etwas am Markt auf, was zur Modellreihe passt, schlägt man zu und legt es sich weg. In der Hoffnung, dass genau dieses Bauteil mal kaputtgeht.

 

Blinker Mazda 323BD

 

 

Genau so ist es mir am ersten Teilemarkt der Saison 2022 in Oberdorf am Hochegg ergangen. Da fand sich zwischen den Unmengen an Puch- und VW-Ersatzteilen, ein Satz Mazda 323 Scheinwerfer, die passgenau für Van Morrison waren. Ich hatte erst einen Satz fabrikneue vor einigen Jahren ergattert und auch gegen die mit Steinschlägen am Glas und Rost an Reflektor und Gehäuse in Mitleidenschaft gezogenen Scheinwerfer getauscht.

 

Alt vs neu

 

Der aufgerufene Preis für die Scheinwerfer war sportlich, der für das ganze Mazdateilekonvolut eines sicher schon 15 Jahre geschlossenen Mazdabetriebes aus der Weststeiermark, das einen großen Teil des Standes ausmachte, war verträglich. Etliche NOS Auspuffe und 12 Bananenkartons voller Mazda Scheinwerfer, Rückleuchten, Blinker etc. gingen damit in meinen Besitz über. So ein Keller ist natürlich auch irgendwann voll, deswegen ging das katalogisieren gleich bei Anlieferung der Ersatzteile los. Alle Schalldämpfer wurden noch im Hof von allen Seiten fotografiert, mit besonderem Augenmerk auf die vorhandenen Teilenummern.

Außenspiegel Mazda 121 DB

 

Die 12 Kartons habe ich nach Feierabend nach und nach durchforstet. Sie wurden ebenfalls fotografiert und erfasst. Den größten Teil konnte ich anhand der Teilenummern selbst zuordnen, vieles war rein optisch schon selbsterklärend. Wo ich nicht weiterhelfen konnte, ging mir völlig unbürokratisch Rupert Mandl von Mazda Schweinberger in Zistersdorf zur Hand. Dank der Teilenummern, wurden einige Rätsel gelöst. Einige Teilepakete sind schon vergeben, der eine oder andere zögert noch, der Rest wird in Kürze in den passenden Facebookgruppen erst den Markenliebhabern angeboten, der letzte Rest kommt in Kleinanzeigenportale.

Möge sich der Keller schnell leeren! Wobei da sind noch einige andere Kisten ebenfalls mit originalen neuwertigen Mazdaersatzteilen, die aus einem anderen Konvolut stammen. Dann kehrt hoffentlich Ruhe, Ordnung und entspannte Platzverhältnisse ein beim Sammler und Jäger.

 

Temperaturanzeige aus den frühen 1970ern

 

Dabei hat mich erst letzte Woche einer angerufen, der aus einer Händlerauflösung noch jede Menge Mazda-Devotionalien daheim liegen hat. Ich befürchte, dem netten Herren muss ich in Bälde meine Aufwartung machen und retten, was zu retten ist. Ein nie enden wollender Teufelskreislauf ist das! Aaaaaargh!

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3 Responses

  1. Hallo Micky

    Sehr schöner Bericht von Dir.

    Mir geht es ähnlich. Meine Freundin jammert, ich hätte nur Auto, Oldtimer, Youbgtimer, etc. Im Sinn.

    Gruss aus der Schweiz.

  2. Micky sagt:

    Hallo Jean-Pierre!

    Da braucht es verständnisvolle PartnerInnen bei unserem doch oft recht zeitintensiven Hobby. 😉

  3. Hallo Micky

    Du sagst es genau.
    Gruss aus der Schweiz

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