Van Restaurationstagebuch 2/X: Van‘s knuspert

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Van Restaurationstagebuch 2/x
Willkommen zu Tag zwei des Van Tagebuchs! (Tag 1 findest du hier). Heute steht die Bestandsaufnahme des Mazda 323 Panel Van auf dem Programm. Claus und August haben ganz ohne mein Zutun den Van aus Clausens Halle, südlich von Graz gelegen, geborgen, um Platz für eigene Projekte zu schaffen. Mittels Autotransportanhänger ging es aus dem Grazer Umland direkt in das Carport von Claus’ Nachbarin. Der Unterstand steht für gewöhnlich leer, da die betagte Dame mittlerweile das Fahren aufgegeben hat und  das Carport somit leer steht – welch vergeudeter Stellplatz. So steht der staubige 323 Van die paar Tage trocken und gut belüftet, bis wir ihn unter die Lupe nehmen.

 

 

An einem Samstagnachmittag im Herbst 2022 hatten wir uns beide ein paar Stunden Zeit genommen, um dem Lieferwagen mit nicht einmal 100.000 km am Tacho unter den Rock zu sehen. Claus bewaffnete sich mit starken LED-Taschenlampen und etwas Werkzeug, ich mich mit dem Handy und einem Schreibblock samt Stift. Der Van wurde von uns auf die Reparaturrampen geschoben, der Boden in Claus’ Hof darunter mit Kartons ausgelegt. Man(n) also Claus und ich, liegen ja schließlich gerne bequem.

 

 

Den Motor haben wir aufgrund der einige Jahre dauernden Standzeit bewusst nicht mit Gewalt in Betrieb genommen, man will ja nicht mehr Schaden anrichten, als es nötig ist.

Na dann mal ran an den Speck, ääh Blech!
Claus liegt unter dem Auto und ich stehe mit Stift und Zettel bereit, um die sichtbaren und offensichtlichen Mängel zu Papier zu bringen.

Da ist dann doch so einiges, was etwas Liebe und Zuwendung bedarf. Aber klar, der Van hat auch schon knapp 40 Jahre am Buckel, genau genommen sind 39 Jahre seit der Erstzulassung im Jahre 1984 vergangen. 39 Jahre hinterlassen nun mal Spuren, man kennt das ja selbst beim morgendlichen Blick in den Spiegel, aber lassen wir das.

 

 

Gucken wir lieber mal unter die Motorhaube, statt in den Spiegel. Da findet sich so einiges an Ersatzteilen und Verschleißteilen, was ersetzt gehört. Da ist ein großes Service fällig:

  • Bremsflüssigkeit
  • Motorölwechsel
  • Ölfilter
  • Luftfilter
  • Kühlflüssigkeit
  • Zündkabel
  • Zündkerzen NGK BPR-6ES
  • Keilriemen
  • Thermostat
  • Ölwannendichtung
  • Ventildeckeldichtung
  • Luftschlauch zum Luftfilterkasten
  • Batterie
  • diverse Schellen erneuern
  • Differential abdichten

 

 

 

Knusprig knusprig!
Weiters braucht der Motorraum einen kosmetischen Eingriff, damit der Schmodder der vergangenen Jahrzehnte verschwindet. Der Luftfilterkasten gehört entrostet, eventuell sandgestrahlt und im typischen Mazdablau lackiert. Sämtliche Wasser- und Luftschläuche müssen gecheckt und bei Bedarf erneuert werden.

 

 

Die angerosteten Stahlfelgen werden zu den Sandstrahlprofis meines Vertrauens im südsteirischen Obervogau, C&C Strahltechnik gehen, um eine rostfreie Basis zu schaffen. Nur soll ich sie danach Silber pulverbeschichten lassen, oder reicht doch eine Lackierung? Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, das Für und Wider der beiden Möglichkeiten muss abgewogen werden.

Bei den Reifen mache ich keinen Kompromiss, da kommen neue Markenreifen in der Größe 155SR13 darauf. Die Reifen sind ja schließlich die direkte und einzige Verbindung zur Straße. Auch wenn ich den Van nicht schnell bewegen werde, einerseits mangels Motorleistung, andrerseits wird auch der Van, wie die Erbse, nur aus reinem Fahrgenuss bewegt werden. Der Weg wird sein Ziel sein, wenn er denn mal fertig ist.

 

 

Der Auspuff am Van klingt zwar sportlich und er sprotzt schön, wenn man von Gas geht. Für die historische Typisierung muss diese modifizierte Eigenkonstruktion des Vorbesitzers aber einem Originalteil weichen, was gottlob schon wohlweislich vor Jahren bei einem Mazdahändler in Norddeutschland zum fairen Kurs gesichert wurde.

Das Fahrwerk und die Bremsanlage wird auch einige Handgriffe erfordern, um wieder fit für die nächsten 40 Jahre zu sein. Da stehen folgende Teile auf der To-do-Liste nach eingehender Sichtung von Claus:

  • Stoßdämpfer vorne
  • Federn vorne
  • Stoßdämpfer hinten
  • Blattfedern hinten überholen
  • Stabigummis
  • Spurgelenke
  • Spurgelenkgummis
  • Bremsschläuche
  • Bremsen fit machen
  • Handbremsseil
  • Hinterachse checken

So fit sieht der Tank auch nicht mehr aus, folglich ist wohl eine Überholung mit sandstrahlen und Lackierung auch hier wohl unumgänglich. Aber auch hier werden wir uns mit den Oberflächenprofis von C&C Strahltechnik beraten, was die schonendste und beste Methode ist, den Tank zu erhalten.

 

 

Frische Farbe
Wenn man das Lackkleid anfasst und das wird unumgänglich sein, wird auch die Windschutzscheibe rausmüssen. Eine Scheibe ohne die Spuren von vier Jahrzehnten ist natürlich ein frommer Wunsch, aber mal sehen, ob sich eine neue auftreiben lässt. Ebenso wird deren Dichtung ein Fall für einen Tausch. Nach der längeren Standzeit verweigern die Scheibenwischermotoren jegliche Mitarbeit, was ein weiterer Punkt auf der immer länger werdenden Liste ist. Das eine oder andere Blech wird auch zu ersetzten sein, in erster Linie sind uns da die beiden Schweller ins Auge gestochen.

Weiters sind zwei neue oder gut gebrauchte vordere Blinker fällig, ebenso eine rechte Rückleuchte, die sowohl einen Sprung hat, als auch unansehnlich verbleicht ist. Linke hätte ich drei im Keller liegen, davon zwei nagelneue. Eine der Schutzleisten an der Seite wurde von einem der Vorbesitzer elegant durch einen schwarzen Klebestreifen ersetzt. Ob diese Leiste jemals aufzutreiben ist? Die Zeit wird es weisen. Dann gibt es noch die müden Dämpfer der Heckklappe, die bisher mit Unterstützung durch einen Besenstiel den Heckdeckel aufhielten. Auch so ein Provisorium, was ewig hielt.

 

 

Sitzgelegenheit
Ein großes Fragezeichen schwebt über den Sitzen: Die originalen waren schon beim Kauf nicht mehr eingebaut, wohl weil der Fahrersitz nicht mehr sehr ansehnlich war. Montiert sind nach wie vor sehr bequeme und viel Seitenhalt bietende Recaro Sportsitze, die einst einen Alfa Romeo 33 Quattrovalvole zierten. Der Originalitätsfreund in mir plädiert für die Aufarbeitung des Originalgestühls, der nimms doch nicht so genau Typ, der auf der anderen Schulter sitzt, für das Recarogestühl.

Doch ganz schön lang geworden diese Liste, aber knapp 40 Jahre hinterlassen eben ihre Spuren, gerade an einem Nutzfahrzeug. Ich werde mich mal auf die Suche nach Teilen machen und beizeiten hier weiter berichten.

#imsommeristerfertig

 

 

Danke an Jürgen Waldmann für den Titel! 😉

You may also like...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert