Ferrari Testarossa

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Wieder so ein unerfüllter Bubentraum stand gestern plötzlich und unverhofft vor mir. Gegenüber des Grazer Doms, dort wo vor ein paar Wochen noch die Teilnehmer des GP von Graz ihre Motoren aufheulen liessen, stand er. Der Ferrari Testarossa. Rot wie die Sünde, breit wie ein LKW und richtig richtig flach.

 

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Damals in den 80ern, war der Testarossa einer der Trümpfe in den Autoquartetten meiner Jugend. Auf einer Höhe mit dem Lamborghini Countach, in der Motorleistung nur geschlagen vom Vector W2. Zu sehen bekam man damals keinen der drei auf den Strassen. Den Porsche 911 Turbo kam einem doch mal unter, aber der hatte vergleichsweise magere 300PS, im Vergleich zu den 390 heißblütigen Rennpferden aus Maranello.

Als Nachfolger und auf der Basis des 512BB (Berlinetta Boxer) wurde der Testarossa 1984 lanciert. Der V12 Mittelmotor mit 180° Bankwinkel schöpft aus 4,9 Litern Hubraum 390PS, die Null auf Hundert sind in 5,3 Sekunden machbar. Der Name Testarossa erinnert an den legendäre Ferrari Rennwagen aus den 50ern, den 250 Testa Rossa, der ebenfalls rote Ventildeckel hatte.  Der Testarossa war einer der ersten Ferraris, der in großer Stückzahl, neben den Einstiegsmodellen 308 und 328 hergestellt wurde. Beachtliche 7177 Exemplare (andere Quellen sprechen von 7249) wurden vom Testarossa hergestellt, von seinen direkten Ablegern 512 TR (2280 Stück) und 512 M (500 Exemplare) zwischen 1984 und 1996 produziert.

 

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Ein großer Teil der Produktion ging in die Staaten, einer der Gründe dafür war wohl auch das geschickte Product Placement in der Fernsehserie Miami Vice. Ein weißer Testarossa beförderte die beiden undercover ermittelnden Drogenfahnder Sonny Crockett (Don Johnson) und Ricardo Tubbs (Philip Michael Thomas) stilgerecht zwischen dem Speedboot und den dunklen Ecken der Stadt Miami.

Und auch im 1986 erschienenen Spielhöllenklassiker Out Run von Sega, kommt der Testarossa als Hauptakteur vor, man steuert ein rotes Testarossa Cabrio durch das Arcade-Rennspiel, mit Blondine am Beifahrersitz.

 

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Cabriolets gab es zwar nie offiziell vom Testarossa, der damalige Big Boss des Fiat Konzerns zu dem auch Ferrari gehört, Gianni Agnelli bekam natürlich ein Spider Einzelstück in silber mit weißen Verdeck. Dieses auch als „heiliger Gral des Testarossa“ bezeichnete Exemplar, wurde heuer im Februar von Artcurial auf der Retromobile mit nur 23.000km auf der Uhr in Paris versteigert. Um schlanke € 1.210.080.- fiel der Hammer.

In der Rotlichtszene war der Testarossa eine große Nummer, da gab man sich aber nicht mit einem Serienmodell zufrieden, sondern brachte es nach München zu König Competition. Tuner und Veredler Willy König macht den Rotkopf noch breiter, packte fette Spoiler drauf und dicke Reifen drunter. Turbolader fanden Unterschlupf im Motorraum und pushten den V12 auf bis zu 1000PS.

Vor einigen Jahren wurden gepflegte Exemplare des Testarossa noch für € 60.000.- angeboten, doch in den letzten fünf Jahren ging es steil bergauf mit dem Preisniveau. Im Zustand 1 werden € 175k aufgerufen, mässige Exemplare mit Zustandsnote 4 gibt es heute zum Preis eines einstigen Prachtstückes.

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