An einem Sonntag im Mai

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Wir schreiben Ende Mai 2020, der Lockdown löst sich nach und nach in vorsichtiges Wohlgefallen auf. Endlich darf man wieder raus und auch unter Leute gehen! Zu lange war es empfohlen, einfach zu Hause zu bleiben und größere Menschenansammlungen zu meiden. Auch jetzt meiden wir diese, deswegen ging es sonntags früh hinaus und rein in die Altstadt meiner Heimatstadt Graz.

 

 

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Ich betreibe neben Alltagsklassiker und MX-5 Austria auch das Instagram Profil „The doors of Graz“. Wie der Name vermuten lässt, gibt es dort Türen zu sehen. Besondere Türen aus Graz. Neben Türen zeige ich dort auch außergewöhnliche Fenster und alte Geschäftsportale. Es ist genau wie Alltagsklassiker ein Erinnerungsalbum. Bei den mehr oder weniger regelmäßigen Streifzügen durch mehrere Grazer Straßenzüge, wird fleißig geknipst. Ich habe auf diesem Weg, meine Heimatstadt neu und mit den Augen eines Fremden kennengelernt. Durch das langsame abschreiten der Gassen und Straßen, was durchaus eine meditative Wirkung hat, wird der Blick für das besondere in der Stadt meines Lebens geschärft. Wer jetzt Lust bekommen hat mehr von Graz zu sehen als Türen, dem sei Carinas Blick auf Graz empfohlen – Graz aus der Sicht einer in die Stadt vernarrten: ihavethisthingwithgraz

 

 

Neben den Grazer Türen kommen natürlich als Beifang auch alte Autos vor, sofern sie am Wegesrand vor die Linse springen. Aber zuerst muss es ein Cappuccino und eine Zimtschnecke als zweites Frühstück sein, das wir uns im Coffeeshop in der Sparbersbachgasse holten. Besonders im Frühjahr sind die engen Gassen rund um die Herz Jesu Kirche ein Magnet. An allen Ecken, sowie in den Parks und Vorgärten blühen Bäume, Sträucher und Blumen um die Wette und es duftet betörend nach Frühling im Viertel.

 

 

So schlendern wir plaudernd und Kaffee schlürfend durch die Gassen, da und dort ein Foto knipsend. Die Straßenzüge sind angenehm menschenleer, nur vereinzelnd ziehen ein paar Hunde mit ihren Besitzern ihre Runden. Auch wenn man diese Gassen schon des Öfteren durchwandert hat und auch dokumentiert, ist es immer wieder aufs Neue spannend, was einen hinter der nächsten Hausecke erwartet. Altbekannt, vertraut und doch immer wieder neu.

Man kennt die für uns interessanten Autos im Herz-Jesu-Viertel schon gut, sie haben ihren fixen Platz im Straßenbild und lockern ein wenig den Leasinggrauen Fuhrpark auf, der hier überall parkt. Nachdem das kein statisches Freiluftmuseum ist und Veränderung guttut, tauchen immer wieder neue „Alte“ auf.

 

 

So freue ich mich über den Peugeot 504 TI, der vom einst rechts der Mur, scheinbar jetzt ans links der Mur übersiedelt ist. Mattschwarze Alufelgen und Weißwandringe sorgen für eine frische Optik am zartgrünen Franzosen.

 

 

Am Randstein gegenüber parkt der altbekannte 940er Volvo, der schon 2016 einen will-Haben-Reflex bei mir ausgelöst hat, gut da fuhr ich auch noch selbst  meinen kaprizierten Volvo.

 

 

Im Wonnemonat Mai sieht man auch vermehrt Cabriolets in den Grazer Straßenschluchten, besonders stark vertreten sind dieses Mal Krabbelgetier aus Wolfsburg und rassige Spider aus Arese.

 

 

Fangen wir mit dem in schlichtem weiß gehaltenen 1302LS an: Gut patiniert steht er da, nicht weit vom Stadtpark entfernt in einer ruhigen Seitengasse. Besonders an ihm ist sein altes schwarzes Kennzeichen, das ihn zum Schwarzblechfahrer adelt.

 

 

Einmal umgedreht, parkt ein Alfa Spider der vorletzten Modellgeneration 916 in Rosso Alfa am Straßenrand. Schön langsam kommt auch der frontgetriebene Spider in den Herzen der Klassikerliebhaber an und es wird nicht mehr lange dauern und die ersten tauchen bei Oldtimertreffen auf.

 

 

Vor der Technischen Universität, genauer gesagt der Alten Technik in der Rechbauerstraße, erreichen wohlvertraute, aber selten gehörte Motorengeräusche mein Ohr. Volker kommt mit seinem Mazda RX-7 des Weges und wird ob der perfekten Kulisse gleich zu einem kurzem Fotoshooting genötigt. Es ist immer wieder ein Genuss, den perfekten Zustand dieses Wankelcoupes aus den frühen 1980ern zu bestaunen. Mit nur 50.000 Kilometern am Tacho, aber auch kein Wunder!

 

 

Einmal quer durch den Stadtpark Lust-gewandelt, wartet schon der nächste Spider im klassischen Alfa-Rot auf unsere Linse. Ein Coda Tronca, hier eher als Fastback-Spider bekannt, zeigt uns die klassische Form des offenen Alfas, der in vier Evolutionsstufen von 1966 bis 1993 unser Auge mehr oder weniger (Aerodinamica) erfreute.

 

 

Lange Jahre war das Chrysler Le Baron Cabriolet eine der günstigsten Möglichkeiten offen durch die Gegend zu cruisen, dementsprechend wurden die Cabrios runter geritten und verschlissen. Dabei hat das für einstige amerikanische Verhältnisse kompakte Cabrio viel Fahrfreude zu bieten. V8 Sound ist leider nicht im Paket inbegriffen, mittels Downsizing gab es ab den 80ern nur noch Vierzylinder-Reihenmotoren, teils auch mit Turboaufladung. Der ebenfalls angebotene V6-Motor stammte aus den Werkshallen von Mitsubishi.

 

 

Nachdem wenig goutierten Aerodinamica Spider, den Alfa Romeo von 1983 bis 1989 anbot, der den Volksnamen „Gummilippe“ trägt, gab es ein letztes Aufbäumen der klassischen Spiderlinie. Den Sprung in die Neunziger vollzog von 1989 bis 1993 die Serie 4, die dem offenen Alfa wieder seinen ursprüngliche Glanz zurückgab, modern interpretiert.

 

 

Ein weiterer weißer, offener Käfer kreuzte unsere Wege, korrekt lautet die Bezeichnung Volkswagen 1500. Glänzender Chrom, gepflegter Zustand – wie gerne würde man einsteigen und damit offen durch die südsteirische Toskana gleiten, den Boxersound im Ohr.

 

 

Zu guter Letzt wartet noch ein alter Bekannter am Heimweg auf uns: Der Opel Rekord 2.0 E Berlina der letzten Rekordbaureihe, kann schon jahrelang rund um die TU bestaunt werden. Nicht perfekt und wohl täglich im Einsatz hat er sich das Prädikat Alltagsklassiker redlich verdient.

 

 

Weitere Streifzüge durch die Grazer Straßen findet ihr unter Raus mit den Klassikern auf die Straßen, dem Streifzug durch das Grazer Univiertel  und Unterwegs auf den Straßen von Graz.

 

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