Sudern statt genießen?

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Kritik äußern ist was Schönes. Einfach mal draufhauen, dem Gegenüber so richtig die Meinung sagen. Aber wer austeilt, muss auch einstecken können und überhaupt – warum wird denn bei uns so viel gesudert?

Dass auch wir Oldtimer-Schreiberlinge moderne Autos fahren und Magazine darüber lesen, dürfte nicht überraschen. Wenn wir Altblech-Spinner dann aber anfangen, moderne Autos zu verteidigen, wird´s etwas strange. Genau das ist eurem Lieblingsautor vor einiger Zeit selbst passiert. Während des Studiums eines großen Magazins, das primär Neuwagen zum Thema hat, fällt mir eine präsent geäußerte Meinung eines Kollegen negativ auf. Nicht das erste Mal, soviel sei dazu gesagt. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass sich selbiger Kollege über Features moderner Fahrzeuge echauffiert. Features, die anderswo, etwa in englischsprachigen Publikationen, schon mehrfach lobend erwähnt wurden. 

Da Feedback gerade in unserer Branche sehr wichtig ist, schreib ich ihm einen Leserbrief, in dem ich ordentlich austeile. Ihn mit einem Augenzwinkern als „Suderanten vom Dienst“ bezeichne, der die Stimmung ruiniert. Seine Antwort lässt nicht lange auf sich warten und diese Antwort, die sitzt. Bezichtigt er den Autor dieser Zeilen doch ebenfalls des Suderantentums. Mit Hinweis auf meinen letzten Lenkeinfluss. Und was soll ich sagen – Recht hat er! Auch ich bin ein Opfer unserer Aufpudel-Mentalität. Lieber mal jammern, kritisieren, Dinge grundsätzlich nicht nur kritisch, sondern auch ohne fundierte Kenntnis erst einmal schwarz zu sehen. Beispiele gefällig? Die TDIs halten im Leben keine 100.000 Kilometer, bei den hohen Einspritzdrücken. Ein Geländewagen ohne Rahmen hält doch abseits der Straße überhaupt nichts aus. Elektroautos werden sich nie durchsetzen, weil sie nicht alltagstauglich sind. Unsere Straßen sind so schlecht, so viele Schlaglöcher gibt´s nur noch in Russland. 

Alles starke Sprüche, die unter Autofreaks kursierten oder es immer noch tun. Vor allem im deutschsprachigen Raum. Dass wir aber eigentlich alle viel zu viel jammern, fällt erst so richtig auf, wenn man mit Gleichgesinnten anderer Länder zusammenkommt. Dieser Blick über den Tellerrand objektiviert das eigene Gejammer ganz gut. Etwa dann, wenn einen Griechen darauf aufmerksam machen müssen, wie toll unser Straßennetz eigentlich ausgebaut ist. Oder wenn Briten fragen, ob man denn ständig alles so negativ sehen müsse, nur weil man einen rostigen Wagen mit „looks like a lot of work“ tituliert hat. 

Vielleicht wäre Österreich heute nicht eines der reichsten und sichersten Länder der Erde, wenn wir nicht ständig alles miesmachen würden. Ist unser Jammern doch auch Ansporn, vieles besser machen zu wollen. Aber vielleicht sollten wir auch daran denken, dass wir genauso ernst genommen werden, wenn wir gelegentlich etwas Positives absondern. Es muss nicht immer nur Gegrantel sein. Zumindest die Stimmung in der Gesellschaft würde davon deutlich profitieren. 

 

Titelbild: Land Rover

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