Lenkeinfluss Spezial: Mit der Prairie im Citypark

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Seit letztem Samstag ist es raus – Ja, ich hab mir vor einigen Wochen einen 1986er Nissan Prairie gekauft. Oder ist es doch eine Sie, die Prairie? Nicht, dass ich bewusst danach gesucht hätte. Oder dass ich unbedingt einen haben wollte. Weil wenn es sein muss, findest eh keine mehr. Aber wie der Zufall so spielt, war er grad da, ich war zu Späßen aufgelegt und et voilá: 

 

 

 

Nach einem ersten Kennenlernen inklusive einiger Startschwierigkeiten (Dreck im Tank, im Zeitraffer verstopfte Kraftstoffilter) ist die Entscheidung gefallen, das Ding auf dem Alltagsklassiker-Treffen am 7. September der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wobei dieser Entschluss durchaus von gemischten Gefühlen begleitet wird. Wie würden die bunt gemischten Autospinner auf die Kiste reagieren? Ihn als hässliche – vielleicht gar peinliche – Gurke links liegen lassen? Egal. Spekulationen helfen nichts, nur der Versuch macht klug. Also noch ein letztes Mal den Kraftstoffilter wechseln und ab nach Graz. Ein Plan, der die ersten 40 Schnellstraßen-Kilometer bis Badl-Peggau auch zu funktionieren scheint. Fünfter Gang, Tacho 110, ein Liedchen auf den Lippen… Und plötzlich heftiges Ruckeln inklusive Tempoabfall. Zum Glück direkt vor der Abfahrt, also schnell beim Notausgang raus und ab auf die Bundesstraße. Auf der die Kiste wieder einwandfrei läuft. Der kurze Stopp zur Filterkontrolle bleibt ohne Befund, der Ruckelgrund mysteriös. Aber er wäre kein Japaner der 80er, wenn er nicht trotz einiger Wehwehchen zuverlässig am Ziel ankommen würde. 

 

 

 

Wo er sofort für mehr Aufsehen sorgt, als ich je geglaubt hätte. Ganze Gruppen an interessierten und verzückten jungen Männern und Frauen stürmen auf den kleinen Außenseiter zu, sie alle können es kaum fassen, dass der unscheinbare Hochdachkombi auf die B-Säule verzichtet. Dass die Ladekante bis zum Boden hinunter reicht, inklusive mitschwenkender Stoßstange auf der Hecktür. Und dass man sich bei Nissan eine simple und doch geniale Lösung einfallen hat lassen, wie man gefahrlos tanken kann, ohne dass ein unbedarfter Passagier mit der Schiebetür den Tankstutzen abräumt. In Kombination mit der melodiösen Zweiton-Glocke für vergessenes Licht, der Doppelbett-Funktion der Sitze und der Krückstock-Handbremse machen ihn seine Partytricks zum unangefochtenen Publikumsliebling des Alltagsklassiker Saturday Night Cruising im September. Bemerkenswert – unabhängig voneinander kommt von drei Schaulustigen die Frage, ob es das Gefährt bei uns überhaupt regulär gab oder ob der importiert sei. Offenbar ist er aus dem kollektiven Gedächtnis schon vor Jahren genauso verschwunden wie aus dem Straßenbild. 

 

 

 

Nach einem regnerischen, kalten und doch sehr spannenden Treffen geht´s spätabends wieder ab nach Hause. Berauscht von der ungewohnten Aufmerksamkeit läuft der kleine 1,5 Liter-Motor aus dem Sunny besonders gut. Zumindest bis zum Knoten Deutschfeistritz. The Ruckeln is back. Also abfahren, raus auf die Landstraße und – alles wieder gut. Offenbar mag er einfach keine Autobahnen und Schnellstraßen. Muss man wohl akzeptieren, diesen Wunsch. Aber was soll es nur bedeuten, dass er beim Öffnen der heimischen Garage plötzlich seinen Leerlauf verliert und nicht mehr wiederfindet? Mag er die Enge seiner neuen Unterkunft nicht? Etwas launisch, das Gefährt. Die Hinweise verdichten sich, dass es sich dabei vielleicht doch um eine Sie handeln könnte.  

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1 Response

  1. Christian Vana sagt:

    Lieber Lukas!
    Das Auto ist nicht vergessen, ich glaube mich sogar erinnern zu können, daß es mit seinem etwas höheren Fahrwerk und seinem Namen in der Werbung so angekündigt wurde, daß man es heute als Früh-Mild-SUV verstehen konnte. Also höchst trendy.
    Ist immer nett, wenn verloren geglaubtes auftaucht. Habe gestern bei den HSN hier in Wien glatt einen Simca 1100 Kombi gesehen… viel besser als die 20igste Corvette.
    Das Ruckeln könnte die Benzinpumpe sein? Bei meinem Cinquecento hat sich das Pumpenrad (elektrische Benzinpumpe) durch unseren „Bio“-Sprit aufzulösen begonnen, nach 22 Jahren, zuerst einzelnes Ruckelnd, zum Schluß bin ich gerade noch mit Schwung in die Werkstatt gekommen. Hat sich allerdings vorher mit einem komischen Geräusch angekündigt.
    Viel Spaß, ist sogar als „praktisches Auto“ zu titulieren und zu verwenden.
    Herzliche Grüße, Christian

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