Familienzusammenführung: Mazda 323 Vans

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Eine Geschichte die schon vor Monaten geschrieben gehört hätte, ist jetzt endlich gereift und bereit dazu getippt zu werden. Nachdem ich sie im Jahresrückblick schon angekündigt habe, wird es auch Zeit das Versprechen in die Tat umzusetzen.

Fährt oder besitzt man alte Fahrzeuge, die man nicht auf jedem Klassikertreffen zu Haufe antrifft wie einen Käfer, Ente oder W123er Benz, so ist man ob seines vielleicht für viele eigenwilligen Geschmacks nicht automatisch einsam. Da wirft man die Suchmaschine an und sucht nach Gleichgesinnten in den Weiten des weiten Netzes. Oder man treibt sich in den sozialen Netzwerken rum und versucht dort sein Glück. Bei meiner Erbse (Mazda 818) wird man schneller fündig, auch ob seines muskulösen Wankelbruders RX-3 ist die Szene keine gar so kleine.

 

 

Hat man aber einen Mazda 323 Van wie mein Van Morrison einer ist, wird es etwas mühsamer und tiefergehender Recherchen sind vonnöten. Geringe verkaufte Stückzahlen in Europa, des seiner hinteren Seitenscheiben und der Rücksitzbank beraubten Kombis, ließen nicht viele der kleinen Lieferwagen als Überlebende zurück. Aktuell sind mir am europäischen Festland vier übriggebliebene Exemplare des Mazda 323 Van bekannt. Zwei Exemplare befinden sich in Österreich, zwei in Holland. Die Bildersuche spuckt zwei weitere verlebte Exemplare auf Flickr aus, die Bilder sind aber schon älteren Datums.

 

 

Der zweite Österreicher neben meinem Van ist Bloglesern längst bekannt, erstmals 2010 in einem Inserat aus der Obersteiermark aufgetaucht, kurze Zeit später ist er mir in Graz vor die Linse gelaufen. Nach einem Crash mit erlittenem Frontschaden wurde er wieder auf den Markt geworfen und schlussendlich von Mazdaliebhaber Werner gekauft und weggestellt. Da warten zuvor noch andere Fahrzeuge aus Hiroshima auf ihre Fertigstellung, bevor der Van wieder fit gemacht wird.

 

 

Ein beiger Van befindet sich in Holland im Besitz von Tim, zu dem dem ich über Instagram gestoßen bin, der mir freundlicherweise ein holländisches Prospekt geschenkt hat. Kurz darauf ist mir natürlich auch eines vom österreichischen Importeur auf der Oldtimermesse in Tulln in die Hände gefallen.

Nummer vier der Vans gehört Cees. Ebenfalls in Holland beheimatet. Cees war bis vor wenigen Jahren Besitzer eines Sportfachgeschäftes, bis er seinen wohlverdienten Ruhestand antrat. Sein weißer Van namens „Schneewittchen“ (von wegen nur ich gebe meinen Fahrzeugen Namen) ist seit dem Tage seiner Erstzulassung in seinem Besitz. Jahrelang musste Schneewittchen ran und den Sportladen am Laufen halten. Mit Cees Rückzug in die Pension, wurde auch die weiße Dame in den Ruhestand versetzt und dient nur mehr dem Vergnügen. Eine umfangreiche Restauration folgte und so steht Schneewittchen so schön da wie am Tag ihrer Erstauslieferung.

 

 

Cees ist aber keiner der Ruheständler, der seinen Lebensabend daheim am Sofa verbringt, sondern aktiv. Klassikertreffen, Reisen, nichts wo er nicht mit seinem Schneewittchen mit dabei ist. Stets begleitet von der charmanten Partnerin Irene und Dolly. Dolly ist eine Bobtaildame und immer mit dabei. Auf fast allen Bildern die Cees mit Schneewittchen unterwegs zeigen, guckt der Wuschelkopf von Dolly aus dem Fenster, immer die Nase im Wind.

 

 

Letzten Sommer kam die Anfrage von Cees, wann denn ein Zusammentreffen der beiden Vans aus dem Jahre 1984 möglich wäre. Da meiner ein wenig Liebe bedarf und aktuell nicht fit für die Straße ist, wurde ein Termin am Abstellplatz in Volvis Halle, wo er wenig die Übermacht an deutschen Fahrzeugen auflockern durfte, vereinbart. Cees kam mit dem Autoreisezug nach Innsbruck, ein Zwischenstopp wurde bei seiner Schwester in Osttirol eingelegt, dann ging es in die grüne Mark.

 

 

So sehr die sozialen Medien auch verteufelt werden, wie gut sind sie in solchen Fällen, wenn sie Autofamilien wieder zusammenführen. Die beiden Vans trennt nicht viel, Cees Schneewittchen hat Fahrgestellnummer 1768, mein Van Morrison 2001. Keine Ahnung wie hoch der Ausstoß der Mazdafabrik in jenen Tagen war, aber die beiden sind mit nur wenigen Tagen Abstand voneinander vom Band gerollt und höchstwahrscheinlich mit demselben Schiff von Japan nach Europa übergesetzt. Die Wiedersehensfreude der beiden war groß, aber auch unser persönliches Kennenlernen war eine echte Freude. Es zeigte sich wieder, das die Liebe zu alten Autos Menschen verbindet, auch wenn sie die vermeintlich die Sprache trennt. Was in dem Fall aber kein Problem war, da die beiden perfekt Deutsch sprechen und somit ausführlichen Fachsimpeleien nichts im Wege stand.

 

 

Nach diesem Kurzbesuch in Graz war die Österreichrundfahrt von Schneewittchen noch lange nicht zu Ende, für die vier ging es weiter nach Wien zum Tortengenuss im Hotel Sacher. Rupert wurde in seinem Autohaus im Weinviertler Zistersdorf besucht, wo der Van das originale 1.3 Emblem auf die Heckklappe geklebt bekam. Nächster Halt war Salzburg, Abschluss der Tour war Mathias Nippon Classic Treffen in Bayern, bevor es wieder Richtung Heimat Rosendaal ging.

 

Gute Reise Dolly!

 

Es wird also Zeit, Van Morrison fit zu machen und Schneewittchen auch auf der Straße zu treffen. Dazu wird sind aber doch umfangreiche Arbeiten erforderlich, denn um den Panel Van wieder legal bewegen zu dürfen, muß er, da er als LKW zugelassen ist, erst historisch typisiert werden. Mit der Schadstoffklasse Euro 0 darf er als LKW nur historisch auf die Straße zurück. Es gibt also viel zu tun.

 

 

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