Sand im Getriebe

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Sand im Getriebe war es nicht, sondern erst ein kratzendes, später ein krachendes Geräusch. Der Anfang allen Übels bei meinem Volvo 960 II, auch bekannt als Halvar. Besonders nach dem Kaltstart, wenn auch das Getriebeöl zäh wie Sirup war, wurde es von Woche zu Woche beschwerlicher den Retourgang rein zubekommen. Beim großen Service im Spätherbst haben wir schon vereinbart, an das Getriebe bald Hand anzulegen. Das es dann so plötzlich kommen würde, hätte ich auch nicht gerechnet.

 

 

Irgendwann gingen nur mehr der zweite und der vierte Gang rein, gut damit kommt man schon noch voran, aber es bestand akuter Handlungsbedarf. Also haben wir den dicken Schweden noch mit eigener Kraft und unter Mühen zum Mechaniker meines Vertrauens bugsiert. Von dort kam dann am nächsten Tag, die Schreckensmeldung: Getriebeschaden, irreparabel!

Was nun? Da sind dann immer die Momente, wo ich kurz daran denke, auf den alten Krempel zu pfeifen und einfach ein schönes neues Auto zu leasen, mit einem Rundumsorglospaket. Gut das diese Anfälle immer nur von kurzer Dauer sind, da ich im Monat davor erst kräftig in diverse Instandhaltungsarbeiten an Halvar investiert habe. Also war die Jagdsaison auf ein gutes gebrauchtes Getriebe eröffnet. Halali!

Erst wurden die umliegenden, bekannten Volvogebrauchtteilequellen abgeklopft, aber da war auf die Schnelle nichts zu holen. Dann den Radius auf ganz Österreich und Deutschland erweitern, es gibt ja doch einige, die mit alten Schweden und deren Teilen dealen. Das Feedback war sehr ernüchternd: Entweder kamen Absagen, oder es wurde gleich gar nicht geantwortet. Mittlerweile war es Jänner geworden und noch immer kein M90 Getriebe in Sichtweite.

In der Zwischenzeit musste der wackere 323 Van als Dailydriver von Anja und mir herhalten, der sich wacker geschlagen hat – auch wenn ich nicht unbedingt so ein puristisches Fahrzeug bei Eis und Schnee mehr haben muss. Andererseits ist das das pure Autofahren, das viele gar nicht mehr kennen und noch weniger können. Alles sehr 80s, die Bremsen, die Heizung und der dröhnende weil ungedämmte Blechkasten hinten dran.

Den entscheidenden Tipp gab dann Freund Volvi, der ein M90 bei Ebay gefunden hat, das wenig Laufleistung aufwies und auch vom Preis akzeptabel war. Natürlich liegt so was nicht ums Eck beim Autoverwerter, sondern in Deutschland an der Grenze zu Luxemburg. Dann galt es erstmals den Verkäufer, davon zu überzeugen das ich ich mich selbst um den Versand kümmern werde, sofern er das Getriebe sicher verpacken würde, was er mir auch zusagte. Hatte er dazu endlich eingewilligt, dauerte es drei ganze Tage (!) bis er bei Ebay die richtigen Einstellungen vornahm, damit ich endlich den Kauf und die Bezahlung abschließen konnte. Jetzt konnte es nur noch wenige Tage dauern und das Getriebe wäre da und eingebaut. Da hatte ich nicht mit der Trägheit eines Subunternehmers des Transportprofis Iloxx gerechnet, mit dem ich bei bisherigen Transportaufträgen recht zufrieden war: Eine ganze Woche war der nicht in der Lage, das Getriebe abzuholen und auf die Reise zu schicken. Als Wiedergutmachung habe ich dann salbungsvolle Entschuldigungen und einen 5 Euro (in Worten fünf) Gutschein für den nächsten Transportauftrag bekommen. Dilettanten gibt es wohl quer durch alle Branchen!

 

 

Sobald das Getriebe dann am Weg war, war es auch binnen drei Tagen geliefert. Dann kam der Anruf aus der Werkstatt, das die Verpackung des Getriebes zwar aussenrum anstandslos war, es aber nur lose in einer Plastikkiste lag und natürlich am Transportweg einer der Montageösen abgebrochen war und geschweißt werden musste. Das sind die Momente wo es gut für den Verkäufer ist, das man weit weg wohnt und nicht im Besitz einer Faustfeuerwaffe ist. So kann man verpacken, wenn der Käufer ein Selbstabholer ist und es im eigenen Kofferraum heimführt und nicht einer Spedition ausgeliefert ist. Immerhin hat er mir eine teilweise Kostenrückerstattung zugesagt.

 

 

Sobald der Schaden behoben war, ging auch der Einbau flott von statten, in diesem Zuge wurde auch noch das Kardanwellenlager ersetzt, was schon beim letzten Pickerl (TÜV für die deutschen Leser, MFK für die Eidgenossen) beanstandet wurde. Auch die Kupplung wurde durch ein neues Exemplar ersetzt, deren stolzer Preis auch daran erinnert, das man ein Exemplar der oberen Mittelklasse bewegt.

Aber jetzt fährt die Sparkasse wieder und lässt den Schalthebel recht problemlos durch die Gänge flutschen.

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2 Responses

  1. Das freut mich sehr für dich …
    So ist esmeistens … Wenn das Defekte Teil Repariert/ Ersetzt ist klappt der Einbau ohne Probleme ….
    Aber wehe du willst nur schnell en Birnchen wechseln …Da kann man bei neueren Fahrzeugen echt verzweifeln .

  1. 20. Dezember 2018

    […] aus dem Alltagsleben der Volvo 960 II Limo nachzureichen, den der letzte datiert aus dem Februar 2017. Seitdem ist einiges an Wasser die Mur runtergeronnen, aber auch Halvar war nicht untätig und hat […]

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