Eine Reise zurück in Mazdas Zukunft

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Autokauf anno 1973

Ein fabrikneues Auto, das war in den frühen 70ern meist ein unerfüllter Traum für den kleinen Mann. Neben dem Hausbau, Familiengründung und dem Stammtisch beim Dorfwirt blieb es meistens auch dabei. Da wurde der stark gebrauchte Käfer nochmals über das gerade erst eingeführte Pickerl (§57a Überprüfung) geschweißt und repariert.

 

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Nicht so der Herr Josef aus dem niederösterreichischen Wieselburg, der 1973 beim Autohändler seines Vertrauens fündig wurde und der damals in Österreich jungen Marke Mazda sein Vertrauen schenkte. Ein Neuwagen wurde angeschafft, aber nicht in mausgrau wie es der Käfer davor war, sondern eine Farbe wie sie den 70ern gut zu Gesicht stand.

Ein erdgrüner Mazda 818 Sedan de Luxe war die erste Wahl des kleinen Angestellten. Kein blasses grün wie es der Opel Rekord D trug und auch kein eibengrün wie man es in der Farbtabelle von Mercedes Benz fand, sondern ein kräftiges knalliges erbsengrün! Doch was war de Luxe am Mazda 818 Sedan? Es war die schwarze Kunstlederausstattung, die sich von den Sitzen bis zu den Türverkleidungen quer durch die kleine Limousine zieht. Kleiner Luxus für den kleinen Mann von nebenan.

 

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Ein neues Auto, das die neidischen Blicke der Nachbarn auf sich zog, wenn man damit Sonntags zur Landpartie aufbrach. Den unter der Woche wurde der Neuerwerb geschont und nur zu besonderen Anlässen ausgeführt. Wochentags tat es auch das Puchfahrrad um damit zur Arbeit zu kommen. Im Winter wurde der Mazda in der Garage aufgebockt und so vor den Unbilden der Witterung geschont. So in Watte gepackt und pfleglich behandelt überlebte der Mazda 818, auch von uns liebevoll “die Erbse“ genannt, die Jahrzehnte und wird auch heute von uns, den fünften Besitzern nur im Sommer und auch dann meist nur am Wochenende bewegt.

 

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Zeitreise ins Jahr 2016

Schnitt. 43 Jahre später stellt mir Mazda Austria einen nagelneuen 2016er MX-5 G160 Revolution in soul-rot-metallic vor die Türe des Autohaus Robinson, für 10 Tage, der Beginn der Reise in die Zukunft. Klar sagt man da nicht nein, sondern höflich danke. Zu unserem Mazdafuhrpark zählt ja auch der Urahn des aktuellen MX-5, ein 91er MX-5 V-Special und das seit bereits 17 Jahren. Das war mein erster eigener Mazda, nachdem ich in drei Generationen Mazda 626 von meinem Vater durch meine Kindheit und Jugend kutschiert wurde. Der Kauf des MX-5 im Jahre 1999 war einer der Momente im Leben, wo ich im Rückblick alles richtig gemacht habe.

 

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Klar, man kann den neuen MX-5 nicht mit dem 818 vergleichen. Viel mehr Technik, viel mehr Gadgets die einem das fahren angenehmer gestalten. Ob es der Spurhalteassistent oder die Start-Stopp-Automatik ist, ich könnte gerne darauf verzichten. Leicht ist er geworden der MX-5 in seiner vierten Modellgeneration der auf den internen Modellcode ND hört. Leichter und kleiner und wieder näher am Ursprung.

 

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Zehn Zentimeter ist er geschrumpft, das Leergewicht von 1015kg ist angesichts der vielen Technik ein Hammer, der Kofferraum ist immer noch kein Raumwunder. Das muss er aber auch nicht sein, den wer hier ein Platz ohne Ende erwartet hat den Grundgedanken des kleinen leichten und spritzigen Roadsters nicht verstanden. Der das nicht checkt sollte cabriofahren, mit vier Sitzen, üppigerem Kofferraum, Windschott und Airscarf, der ihm warme Luft in den Nacken bläst.

 

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MX-5 = Fahrfreude pur

Der MX-5 ist immer noch die pure Fahrmaschine, mit der man in der Stadt und über Landstraßen bummeln kann, mit dem man aber auch die Sau rauslassen kann auf einsamen Passstrassen und dort seinen Driftwinkel perfektionieren kann. Auf den Pässen und Bergstraßen ist sein ureigenster Lebensraum, den kaum hat man eine Kurve verschlungen, giert man schon nach der nächsten. Dank der 160 PS aus dem 2 Liter SKYACTIVE Motor ist das keine Kunst, es ist aber eine Kunst den Gasfuß still zu halten, um nicht zum Dauerzahler bei der Rennleitung zu werden. Einer der großen Spaßbringer neben dem kräftigen Motor und dem präzisen Sechsgangschaltgetriebe mit den kurzen Schaltwegen ist das Fahrwerk, das von Bilstein perfekt für den MX-5 abgestimmt wurde. Hart, aber noch erträglich um selbst auf Autobahnetappen nicht die Plomben zu verlieren.

Die Ledersitze im G160 Revolution bieten perfekten Halt, ergonomisch ist der Innenraum eigentlich perfekt, mehr leicht erreichbare Stauräume wären fein. Alles drin und dran was man von einem modernen Auto erwartet: Klimaanlage, Navi, Multimediacenter mit 9 BOSE Lautsprechern, Bluetooth-Anbindung, Sitzheizung, schlüsselloses Zugangssystem usw. Worauf ich verzichten könnte wären der Spurhalteassistent und die Start-Stopp-Automatik, aber das ist jammern auf hohem Niveau.

Wir haben den MX-5 G160 Revolution ausgiebig in diesen 10 Tagen ausgekostet, waren damit auf mehreren Roadtrips in Maribor, in das Almenland und auf den Bergen der Steiermark und Kärntens unterwegs. Der Abschied fiel uns nicht leicht und wir hätten ihn gerne behalten, den kleinen knackigen Freudenspender aus Hiroshima.

 

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818 vs. MX-5

Aber sein Urgroßvater aus dem Jahre 1973 ist kein schlechter Ersatz dafür. Wo der MX-5 zum flotten Reisen animiert, lehrt einem der 818 die Entschleunigung, ein Grinsen zaubern einem beide ins Gesicht. Genuss pur sind beide, jeder auf seine Art. Und wer weiß, vielleicht kommt ja mal ein MX-5 ND in den Fuhrpark.

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2 Responses

  1. Hallo Micky,

    Das ist denn ein sehr schöner Bericht, den ich zum Lesen weiter empfehlen kann.

    So wie ich aus meiner Kindheit noch weiss, waren damals in den 70er Jahren die japanischen Fahrzeuge besser ausgestattet, als die Deutschen oder Französischen Fahrzeuge. Zum Beispiel waren Radios bereits in den Japaner drin, in den Deutschen, Französischen, etc. Fahrzeugen musste damals Aufpreis bezahlt werden oder noch nachträglich eingebaut werden.
    Auch die Preise waren damals für japanische Fahrzeuge auch billiger als für Deutsche, Französische Fahrzeuge.

    Gruss aus der Schweiz.

  2. micky sagt:

    Hallo Jean-Pierre!

    Zumindestens in den 80ern waren die Japaner den deutschen Modellen beid er Serienausstattung weit voraus, da gab es Schiebedächer, elektrische Fensterheber, die man selbst bei Mercedes nur gegen einen saftigen Aufpreis bekam. Preislich lagen sie sowieso darunter, ausstattungsbereinigt sogar meilenweit.

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