Klassiker-Handel in Privathand

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Im letzten „Lenkeinfluss“ zum Thema „Auf ewig mein?“ habe ich euch einen weiteren Punkt angekündigt, der dazu beiträgt, dass die meisten Altautobesitzer ihre Fahrzeuge eigentlich gar nicht mehr verkaufen wollen – der gemeine Hobbyhändler.

Seit einigen Jahren – begonnen hat alles mit der Wirtschaftskrise 2008 – regiert in der Altblechszene das Geld. Gut, wertvolle Autos und deutliche Gewinne beim Verkauf hochkarätiger Geschoße gab es immer schon. Eine medial stark einseitige Berichterstattung hin zum „Garagengold“ mit scheinbar ungezügeltem „Wertsteigerungspotential“ findet aber erst seit besagtem Durchhänger 2008 statt. Und all die Zeitungsartikel, Fernsehsendungen und anderen Publikationen haben Spuren hinterlassen. Aber nicht nur im Geldadel der Porsche und Ferrarisammler, wo das Geld locker sitzt und die Rendite einfach stimmen muss. Sondern auch bei Hansi Mustermann aus Fadhausen-Oed, der ja auch nicht blöd ist und seine Schlüsse draus gezogen hat – Vielleicht ist der alte Ascona vom Opa, der seit 30 Jahren in der Ecke neben dem Stadl im Boden versinkt, doch noch viel Geld wert?

„Wenn das Geld im Vordergrund steht, ist es nicht mehr lustig“, pflegt meine Mutter zu sagen. Und recht hat sie. Seit einigen Jahren gibt es in der Szene immer mehr Hobbyhändler, die sich nebenbei etwas dazu verdienen wollen. Beispiele fallen mir allein in den vergangenen Wochen unzählige ein. Die besonders Doofen aber, die versuchen ihren Ausflug in die Welt der Autohändler nicht mit Mainstream-Klassikern, für die ein Markt vorhanden ist. Nein, sie versuchen es mit 36 Jahre alten Subarus, 40 Jahre alten Mazdas oder 30 Jahre jungen Franzosen. Alles Autos, deren Markt in Österreich aus maximal drei potentiellen Käufern besteht. Die sich untereinander alle kennen. Und die genau wissen, dass der Kasperl das Auto, das er für 2500€ inseriert, für 450€ gekauft hat. Und so schauen drei oder vielleicht vier Leute amüsiert zu, wie das Renditeobjekt monatlich günstiger und rostiger wird.

 

 

Ein Problem, das sich seit einigen Jahren so richtig manifestiert, sind auch die „Oldtimer-Preislisten“, die im Internet und teils auch als Sonderheft etablierter Fachmagazine kursieren. Alles deutsche Preislisten, basierend auf der Beobachtung des deutschen Marktes. Die auch funktionieren. Wenn es sich um einen MB W123er, einen Opel Kadett B oder einen Citroen DS23 handelt. Da gibt´s Marktbewegungen und dokumentierte Verkäufe. Was all die Siebeng´scheitln, die in der heimischen Provinz versuchen, ein Auto ohne Markt zu vergolden, aber nicht bedenken, ist – Es gibt für einen Mazda 929 Kombi oder einen Talbot Tagora einfach keine dokumentierten Verkäufe und somit sind auch die Preisnotierungen in diesen tollen Listen für die Fisch. Weil kein Markt, weil keine Autos. Und wenn, dann wechseln sie unter der Hand innerhalb der Szene ihren Besitzer. Preis? Meist ein großes Geheimnis.

Und noch ein Aspekt ist es wert, dass man ihn besonders ehrt. Seit Monaten geistern immer wieder dieselben Autos durchs Internetz. Werden 6 oder 8 oder noch mehr Monate nicht verkauft. Weil kein Markt, keine Interessenten, keine Nachfrage. Und dann passiert´s – Plötzlich sind die Dinger teurer geworden. Gleicher Verkäufer, gleiche Bilder, gleiches Auto. Aber statt 5990€ soll er jetzt 6250€ kosten, statt 2990€ ist man jetzt mit 3400€ dabei. Auf Nachfrage, warum der Preis auf mysteriöse Weise nach oben gewandert ist, heißt es dann: „Schließlich ist er jetzt ja wieder ein Jahr älter geworden. Wertsteigerung, eh scho wissen!“ Da stellt sich eigentlich nur eine Frage – Ja geht´s eigentlich noch? Wie logisch ist es, ein Auto plötzlich zum Preis Y anzubieten, wenn ihn beim Preis X schon niemand wollte? „Ich muss ihn ja nicht verkaufen, und wenn der richtige kommt…“ Im Klartext und auf Österreichisch heißt das so viel wie „Jeden Tag steht ein Dodl auf und irgendwann ruft er bei mir an.“

 

 

Natürlich ist es legitim, eine Ware zu einem bestimmten Preis zu kaufen und sie teurer wieder anzubieten. Solange es nicht gewerblich wird und sich das Finanzamt einschaltet, spricht eigentlich nichts dagegen. Aber wenn jeder Pfeifenputzer glaubt, ein talentierter Autohändler zu sein und mit seinem Hobby noch Geld verdienen zu müssen, macht es irgendwann auch für alle anderen keinen Spaß mehr. Denn wer sieht es schon gern, wenn sein ehemaliges Schätzchen, das an einen echten Liebhaber der Marke ging, nach wenigen Wochen um den doppelten Preis wieder im Internet auftaucht?

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