Ich habe ein Einhorn gesehen: Audi 200 Avant Quattro

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Die erste Radausfahrt des Jahres, schön gemütlich zuckle ich entlang des Murradweges mit meinem gut abgehangenen Puch Clubman einmal quer durch die Stadt und wieder retour. Die Vögel jubilieren trillern um die Wette, die Krokusse und Primeln treibt es durch die eben noch mit Schnee bedeckten Wiesen und verwandeln sie in ein Blütenmeer, die Radwege sind mit sonnen- und lufthungrigen Bikern, Skatern und Spaziergängern überfüllt. Also weiter raus an den Rand der Stadt, wo man wieder was von der Straße sieht, nicht ständig Slalom um die Mitverkehrsteilnehmer fahren muss und auch nicht Gefahr läuft, von einem senilen Nordic Walker unsanft aus dem Sattel gerissen zu werden. Sanft das Tempo erhöhen, tief durchatmen und den Kopf freibekommen entlang des R2 Radweges im Norden von Graz. Kopf frei bekommen,  gar nicht so einfach, wenn einem aus dem Augenwinkel vom Areal eines deutschen Markenhändlers wieder ein reifes Mobil anzwinkert.

 

 

Jööö, ein Audi 100 Avant! Seiten sind die geworden, richtig selten. Also kurz den Radweg, Radweg sein lassen und am Hof des Händlers einbremsen. Beim Näherkommen wird mir klar, das ich hier und heute ein Einhorn entdeckt habe, den der Audi 100 ist nämlich ein Audi 200  Avant Quattro. Große Augen und große Begeisterung macht sich breit. Toller gebrauchter Zustand, ein Kotflügel wurde schon mal nachlackiert und die Farbe nicht zu 100% getroffen, aber alles in allem eine prächtige Sichtung. Sport macht also doch Sinn!

Aber was hat es mit dem Audi 200 auf sich, der sieht doch aus wie ein Audi 100! Den ersten 200er gab es schon in der Vorgängergeneration, dem C2 oder auch Typ43. Da wurde dem Audi 100, mehr Plüsch, mehr Ausstattung und auch mehr Leistung in die selbe Karosserie gepflanzt. Fünfzylinder waren gesetzt, wo beim 100 das Ende der Fahnenstange erreicht war mit 136 PS, ging es beim Audi 200 erst so richtig los, das Topmodell bekam einen Turbolader als Upgrade und bei 170 PS war das Leistungsmaximum erreicht. Das reichte zwar für beachtliche Fahrleistungen, war aber immer noch ausserhalb der Reichweite der deutschen Mitbewerber BMW und Mercedes – dahin sollte aber aber die Reise gehen, Richtung Premium.

 

 

Nachdem das Rezept beim Typ 43 gut funktioniert hatte und Herr Piech immer noch Appetit auf mehr hatte, wurde mit ähnlichen Ingredienzen 1983 beim Typ 44 das Süppchen angerührt. Die stromlinienförmige Karosserie des Typ 44 wurde nur minimal geändert, die Blinker wanderten in die Stoßstange, dort wo beim 100 die Blinker sitzen verdeckt beim 200 eine Blende die nun entstehende Lücke. Die Heckblende zwischen den Heckleuchten ist in Farbe der Leuchten gehalten, weiter hinuntergezogene Spoilerstoßstangen grenzen den 200 vom 100 ab. Ab 1984 war dann auch der Avant als 200 verfügbar.

Fünf war Trumpf bei den Motoren im Audi 200, als Sauger sowie als turboaufgeladene Varianten, der Einstieg in das 200er Universum begann bei 136PS wie beim Vorgänger und endete ab 1989 beim Topmodell 200 Quattro 20V, der auf dem Aggregat des legendären Quattro basierte. Fünf Gänge waren auch Usus im Audi 200 Quattro, nur die frontgetriebenen Modelle konnten wahlweise mit einer veralteten Dreigangautomatik geordert werden.

 

 

Eine weitere Variante des Audi 100 C3 /Typ 44, war der über dem Audi 200 angesiedelte Audi V8, der bewusst auf die Oberklasse von BMW (7er) und Mercedes Benz (S-Klasse) angesetzt wurde. V-8 Motor, Automatik und permanenter Allradantrieb (Quattro) und bis zu 280PS, konnten aber das Imageproblem des V8 nicht wettmachen. So blieben die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen des Herstellers, erst dessen Nachfolgemodell die erste Generation des technisch eigenständigen A8 konnte in der Oberklasse Fuß fassen. Dieses Imageproblem stört aber die Fanboys und Girls nicht im geringsten, u.a. nachzulesen bei Katze auf V8-Kultur.

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