Morris Minor am Stausee: Briten-Klassiker im Doppelpack
Im Winter 2025 habe ich an den Gestaden eines weststeirischen Stausees den Sunbeam Imp gesucht – und glücklicherweise auch gefunden. Die ganze Story dazu findest du hier in der Rubrik Lost Places, auch wenn der gar nicht so „lost“ ist, wie eigentlich angenommen.
Als Beifang sind mir dort auch zwei Morris Minor untergekommen, die ich natürlich ebenfalls abgelichtet habe und nun – wie versprochen – die Bilder nachliefere. Dazu auch ein wenig Basisinfos über einen Klassiker, der sich hier in Mitteleuropa eher rar macht und nur von wahren Liebhabern gehegt und gepflegt wird.
Der Morris Minor – britischer Charme auf vier Rädern
Manche Autos sind einfach mehr als nur Fortbewegungsmittel. Der Morris Minor? Ganz sicher so einer. Ein kleiner, sympathischer Brite, der über Jahrzehnte hinweg die Straßen Großbritanniens – und weit darüber hinaus – bevölkerte. Und obwohl er kein PS-Monster war, hat er Geschichte geschrieben. Also werfen wir mal einen Blick auf das kleine Auto mit dem großen Herzen.
1948: Der Anfang einer Ära
Präsentiert wurde der Morris Minor 1948 auf der British Motor Show – als echter Nachkriegsoptimist. Entworfen wurde er von niemand Geringerem als Alec Issigonis, dem späteren Vater des Mini. Der Minor war kein Luxusschlitten, sondern ein durchdachtes Auto für jedermann: robust, erschwinglich, geräumig (für seine Klasse) und technisch solide. Der erste, der da von der Leine gelassen wurde, war der Minor MM – mit 918 ccm Seitenventil-Motor, 27,5 PS, und… nun ja, keine Eile, aber er kam ans Ziel.
Serie II (1952–1956): Mehr Power, mehr Varianten
1952 wurde der Minor mit der Serie II aufgefrischt. Unter der Haube werkelte jetzt ein Motor aus dem Austin-Regal – der A-Series-Motor mit 803 ccm. Es war auch die Zeit, in der aus dem Morris Minor ein richtiges Familienauto wurde. Ob als Limousine, Traveller (der mit dem schicken Holzheck), als Cabrio oder als Kastenwagen – der Minor wurde zum Alltagshelden.
Der große Wurf: Der Minor 1000 (ab 1956)
Mit dem Minor 1000 kam 1956 das bekannteste und am weitesten verbreitete Modell auf die Straßen. Erst mit 948 ccm, später dann mit 1098 ccm – endlich gab’s auch ein bisschen mehr Durchzug. Äußerlich bekam er größere Rückleuchten, ein überarbeitetes Cockpit und im Laufe der Zeit sogar Sicherheitsgurte. Aber das beste Feature war: Er blieb sich selbst treu.
Charmant, einfach zu reparieren, rundlich im Design – einfach ein Auto zum Liebhaben.
Produktion & Aus: 1,6 Millionen Stück
Von 1948 bis 1971 liefen über 1,6 Millionen Morris Minor vom Band – was ihn zum ersten britischen Auto machte, das die Millionenmarke knackte. Kein Wunder, dass der Minor noch heute in Großbritannien bei klassischen Treffen regelmäßig aufkreuzt – oft mit blitzblank polierten Radkappen und mehr Patina als Chrom.
Heute: Kult, nicht nur für Tea-Time-Fans
Ob als Traveller mit Holzrahmen, als Convertible für den Sonntagsausflug, oder als Kastenwagen in alter GPO-Postlackierung – der Morris Minor ist heute ein Klassiker, der für viele das perfekte Einsteiger-Oldtimerprojekt darstellt. Ersatzteile? Kein Problem. Community? Riesenfamilie.
Und wer einmal in einem sitzt, weiß: Der Minor fährt sich nicht sportlich, aber mit Seele.
Kurz gesagt:
Der Morris Minor ist das, was passiert, wenn man Vernunft mit einem charmanten Lächeln baut. Kein Auto zum Angeben, sondern zum Genießen. Und irgendwie fährt er sich wie ein warmes Pint Ale an einem englischen Sonntagabend – langsam, aber gut.

Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Vitrinist, buchaffin, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Ford Focus Turnier MK3, Puch Clubman, Bianchi Arcadex und Puch Maxi L.