Fahrkultur: Martin und sein Ford Taunus 2.0 GXL
Fahrkultur: Unterwegs mit Klassikern und ihren Besitzern
Herzlich willkommen bei der neuen Rubrik „Fahrkultur – Unterwegs mit Klassikern und ihren Besitzern“ hier bei Alltagsklassiker. Hier geht es in unregelmäßigen Abständen um Klassiker und ihre Besitzer.
Der Mann, der hier als erster seine und die Geschichte seines Klassikers erzählen wird, ist Martin Laukhardt. Er ist der Mann, der eine große „Mitschuld“ daran trägt, dass es Alltagsklassiker überhaupt gibt. Im Sommer 2004 hatte er mich angequatscht, als ich mit meinem ersten Klassiker, einem 77er Ford Granada 2.0 L unterwegs war und er mit seinem Ford Knudsen Taunus Cabrio.
Eine noch bessere Möglichkeit durch den Grazer Westen zu cruisen, wäre der Fahrersitz des 75er Ford Taunus, aber der Beifahrersitz neben Martin Laukhardt ist auch nicht schlecht.
Hallo Martin, sei so nett und stell dich bitte mal vor.
Martin Laukhardt, geboren irgendwann, man weiß es nicht genau, irgendwann in der Zwischenkriegszeit 😉 , ServusTV-Redakteur und Maschinenbauingenieur und bastle gerne an alten Autos und Mopeds herum.
Woher kommt deine Leidenschaft zu alten Fahrzeugen, wann hat man dir die Diagnose „Klassische Fahrzeuge, unheilbar“ gestellt?
Die Diagnose habe ich mir selbst stellen müssen, wie ich eines Tages draufgekommen bin, dass ich gar keine neuen Autos mehr haben möchte oder dass sie mich nicht interessieren.
Angefangen hat es damit, dass ich als Student in den späten 1980ern wenig Geld hatte und mir einen billigen VW Käfer zulegen wollte, die waren damals noch billig. So ein 5000 Schilling Käfer war da genau das richtige für mein Budget. Ich bin dann draufgekommen, je älter ein Auto, umso günstiger waren sie. Dann habe ich mir mehrere Käfer angesehen und einer war aus dem Jahr 1956, der kostete aber plötzlich 10.000 Schilling, also doppelt so viel.
Das war ein Ovali-Käfer mit Winkern und ich habe den Besitzer gefragt, warum der so viel teurer ist als die anderen angebotenen, er ist ja viel älter. Der erwiderte, dass der ja viel älter ist, das ovale Heckfenster hätte und weil er so selten ist, ist er einfach teurer. Da dachte ich mir, hä, das habe ich das noch nie gehört. Aber das ovale Fenster, statt dem Gaspedal eine Gasrolle, statt den Blinkern diese Winker an der Seite, das hat mich sofort fasziniert und ich habe mir 5000 Schilling von meiner Mutter ausgeborgt und habe mir dann diesen alten Käfer gekauft.
Das war fantastisch, damit zu fahren, wie ein Traktor, interessant war, dass mich auf der Straße immer wieder Leute angesprochen haben, die begeistert waren über dieses alte Fahrzeug. Ich wurde plötzlich zu Käfertreffen und Oldtimertreffen eingeladen. Da war der Begriff Oldtimer für mich noch gar nicht so im Kopf, aber das Auto war ja doch schon sehr alt. So ist diese Faszination entstanden, dass alte Autos Begeisterung hervorrufen, dass alte Autos anders sind als neue Autos und dass man damit mit den Leuten ins Gespräch kommt durch den Besitz eines solchen Fahrzeuges. Das hat mich gleich fasziniert, von Anfang an.
Bist du mit deiner Leidenschaft erblich vorbelastet, gab es in der Familie schon Klassiker?
Martin: Nein, überhaupt nicht, meine Familie ist gar keine Autofamilie. Mein Vater hat immer eine sehr ambivalente Beziehung zu Fahrzeugen gehabt; er ist überhaupt kein Techniker und kein Autoliebhaber. Keine Ahnung, warum dieser Virus mich ereilt hat, denn ich bin der einzige in dieser Familie, der eine Liebe zu Autos und besonders zu alten Autos hat.
Ich kann mich nur an eines erinnern, das haben meine Eltern mir erzählt: Als ich einmal als ganz kleiner Stöpsel bei meinen Großeltern zu Hause blieb, während meine Eltern auf Urlaub gefahren sind, da konnte ich noch nicht sprechen. Als sie aus dem Urlaub heimgekommen sind, stand ich am Zaun und habe gesehen, als sie mit dem Auto angekommen sind, da war das erste Wort, das ich gesprochen habe, war Auto. Somit war klar, wie der weitere Lebensweg sich abzeichnen würde! Weder Papa noch Mama waren das erste Wort, sondern Auto.
Das wird sie hart getroffen haben.
Ja stimmt, mein Vater war schwer enttäuscht, schon in so jungen Jahren stand die Enterbung im Raum.
Wenn du in gar keiner Autofamilie aufgewachsen bist, an welches Fahrzeuge deiner Kindheit kannst du dich erinnern?
Es gab hauptsächlich Fiat, und zwar Fiat 124 und später den Fiat 131 Mirafiori meines Vaters. Für mich war der Name Fiat eine große Verwirrung, ich habe das damals nicht so gut verstanden, ich dachte, das sei ein Vierrad (vier Räder) und die Verwirrung war dann umso größer, als ich gehört habe, dass andere Autos andere Namen hatten. Wie Volvo, der aber auch ein Vierrad war, hat sich dann aber irgendwann mal aufgeklärt, dass es kein Vierrad, sondern ein Fiat war.
Später gab es dann einen Vauxhall Viva, der immer abgestorben ist, als mich mein Papa zur Schule gebracht hat, mitten auf der Kreuzung. Er musste aussteigen und anschieben; ich habe mich hinter den Sitzen versteckt, weil mir das so peinlich war, dass er das Auto immer über die Kreuzung geschoben hat. Den Vauxhall Viva habe ich gar nicht gemocht.
Danach kamen einige Opel. An einen Opel Ascona z. B. kann ich mich noch erinnern, das waren die Neuwägen meines Vaters und die Autos meiner Kindheit.
Das war ja eine recht bunte Mischung an Autos, mit welchem Fahrzeug hast du deine mobile Karriere gestartet, nach dem obligaten Fahrrad?
Mit einer Vespa. Das war das erste Moped, eine PK50S, gekauft beim legendären Vespahändler Maitz in der Moserhofgasse in Graz, den kannte hier jeder Vespafahrer. Das war eine vom Maitz umgebaute 125er-Vespa auf 50 cm³ downgegraded, weil er die 125er nicht verkaufen konnte. Die ging von Haus aus schon 68 km/h, ohne dass ich sie getunt habe. Das war natürlich das ausschlaggebende Kaufargument, denn ich hatte die Wahl zwischen einer weißen Vespa, die 40 km/h lief und der roten Vespa mit 68 km/h Spitze. Darüber braucht man nicht weiter zu reden.
Zur Matura habe ich einen Renault R4 geschenkt bekommen.
Einen nagelneuen?
Nein, einen drei Jahre alten R4, von den Nachbarn gekauft, den haben mir meine Eltern geschenkt. Der wurde auf meine Mutter angemeldet, die machte zur selben Zeit den Führerschein. Das war so mein erstes Auto, mit dem ich auch auf Urlaub gefahren bin nach Italien mit meiner Freundin. Aus Geldmangel haben wir auch oft im Auto übernachtet, da ist schon so die erste Idee gekommen, es wäre doch ein größeres Fahrzeug toll, wo man auch drinnen schlafen könnte. Wenn man sich ein Hotel nicht leisten konnte in jungen Jahren, da wäre doch ein geräumigeres Auto ideal, um darin zu nächtigen.
Es wurde dann doch ein Ford Cortina, um 1000 Schilling, ich musste dann eine neue Batterie kaufen, das war das einzige, das kaputt war an dem Auto. Die kostete dann auch 1000 Schilling.
Da hast du in kürzester Zeit den Wert des Cortina verdoppelt.
Der Cortina war in ziemlich katastrophalem Zustand, damals hat man das Pickerl (TÜV) bei manchen prüfenden Werkstätten, das darf man ja eigentlich gar nicht sagen, auch bekommen, ohne dass das Fahrzeug begutachtet wurde. Gegen einen kleinen Aufpreis war das möglich.
In Linkskurven konnte ich von innen während der Fahrt den Reifen sehen, bei Regen hat es mir das Wasser ins Gesicht gespritzt. Beim Bremsen ist immer die Rücksitzbank nach vorne gerutscht, denn dort, wo sie eigentlich befestigt war, war kein Bodenblech mehr drinnen. Wenn wir Urlaub gefahren sind, wir sind mit dem Auto tatsächlich zu viert nach Italien gefahren, haben wir große Bretter in den Kofferraum gelegt, denn die Reserveradmulde war ein riesiges Loch mit 50 cm Durchmesser. Damit das Gepäck nicht herausfällt, haben wir den Boden mit Brettern ausgelegt. Der Plan war, wenn das Auto kaputt wird, die Nummerntafeln herunterschrauben, den Wagen in den Straßengraben schieben und einfach mit dem Zug weiterfahren. Das war damals so gang und gäbe, wir wollten so weit fahren, wie wir kommen, und fahren dann per Bahn weiter. Nur leider ist der Cortina nie kaputt geworden oder Gott sei Dank. Er ist immer gefahren, nur der Rost hat ihm das Genick gebrochen.
Das hat ja schon fast was, wie Opa erzählt vom Krieg.
(Gelächter) ja, da waren die Zeiten noch etwas entspannter, da hat man sich weniger Sorgen und Gedanken gemacht.
Es war nicht alles besser früher, aber anders.
Es gab weniger Hysterie und Empörung.
Kommen wir zu deinem aktuellen Klassiker: Warum hast du dich gerade für den Ford Knudsen Taunus entschieden? War das prägnante Design der Knudsennase ausschlaggebend und welche Geschichte steckt hinter diesem Ford?
Nachdem ich mir später als Student einen Käfer und einen T1 Samba Bus zugelegt habe, habe ich mich schon in diese rundlichen Formen der Volkswagen verliebt. Meine damalige Freundin hat dann zufällig ein Inserat gesehen in der Zeitung, dass ein Ford Taunus Cabrio zu verkaufen wäre. Sie wollte immer ein Cabrio haben und dann haben wir uns so ein Ford Knudsen Taunus Cabrio angesehen. Der hat mir von Anfang an eigentlich überhaupt nicht gefallen, das eckige und diese komische Knudsennase, im Vergleich zum Käfer war das für eigentlich nicht besonders schön.
Wann war das?
Das war in den 90ern.
Da war der Knudsen auch schon 20 Jahre alt.
Ja, der war schon alt. Aber sie hatte dann das ausschlaggebende Argument, „Du siehst super aus in dem Auto“. Natürlich habe ich es dann sofort gekauft. (lacht)
Na, wenn man optisch aufgewertet wird …
Ja genau, man muss sich nur selbst pimpen, mit dem richtigen Fahrzeug, nicht Pimp my Ride (Fernsehserie von MTV), sondern Pimp myself. Das war mein erster Knudsen-Taunus, der in mein Leben trat. Ich muss dazu sagen, das war ein Umbau aus den 80ern, das gab es so nicht ab Werk. Den hat jemand als Überraschung für seine Frau als Hochzeitsauto zum Cabrio umbauen lassen. Das Baujahr des Basisautos war, glaube ich, 1974.
Mit dem Cabrio bin ich mal zum Ford Reisinger (Fordhändler in Graz) gefahren, um Ersatzteile zu kaufen; dort hat mich ein Angestellter, er hätte auch so einen Knudsen, der zum Verkauf stünde. Allerdings als geschlossene Limousine, im coolen 70er-Jahre Knallorange, um 450 Euro musste ich zuschlagen. Dann bin ich hauptsächlich mit dem herumgefahren, hatte also bereits zwei Knudsen. Ein Bekannter hat mich dann später mal angesprochen, ich hätte ja schon zwei Knudsen, ob ich nicht noch eine dritten wollte.
In Wien steht einer, Erstbesitz, aus einer Verlassenschaft, jahrelang in einer Garage im Dornröschenschlaf zurückgelassen. Der ist mir zwei Jahre hinterhergelaufen und wollte, dass ich mir das Auto zumindest einmal anschaue. Irgendwie hatte ich keine Lust dazu, wer braucht schon drei gleiche Autos. Irgendwann habe ich mich dann doch dazu überreden lassen, bin mit meinem Freund Jakob nach Wien gefahren, haben uns den Wagen angesehen und er war in einem erstaunlich guten Zustand. Nur 50.000 Originalkilometer, quasi rostfrei, zu einem schlussendlich spektakulären Preis von 1600 Euro, wo bekommt man schon einen 75er Knudsen mit schwarzem Vinyldach, blaue Innenausstattung, GXL Ausstattung, mit dem 2 Liter Pinto-Motor, da muss man ihn doch mitnehmen.
Fast ein Geschenk der Knudsen. Wann war das in etwa?
Das muss so Anfang oder Mitte der 10er Jahre gewesen sein.
Nachdem du ihn jetzt schon gut ein Jahrzehnt besitzt, hast du ja sicher schon so einiges mit diesem Klassiker erlebt.
Das erste tolle Erlebnis war, dass ich ihn gar nicht anmelden konnte, weil es gar keine Papiere gab. Da hat mich die Bürokratie extremst geärgert und auch die steirische Landesprüfstelle in Graz. Die wollten mich das Fahrzeug gar nicht anmelden lassen, weil es eben keine Papiere gab. Die haben die Vorbesitzer wohl mit ins Grab genommen.
Als ich dann noch als historisches Fahrzeug typisieren wollte, hat der nette Herr Bürokrat gesagt, dass es für ihn kein erhaltenswertes Fahrzeug sei. Da war bei mir dann der Ofen sowieso aus und ich habe meine Meinung dazu deutlich kundgetan.
Irgendwann konnte ich den Wagen dann doch zulassen und auch historisch typisieren. Er ist fantastisch zu fahren, er stammt aus dem letzten Baujahr 1975 der Baureihe, bevor 1976 der Taunus MK2 herausgekommen ist. Im letzten Baujahr hatten sie schon sehr viele Verbesserungen in die Serie einfließen lassen; es wurde viel mehr Dämmmaterial verbaut und war deutlich luxuriöser ausgestattet. Er war wesentlich leiser und komfortabler als der orange, den ich damals auch noch besaß.
Die letzte Evolutionsstufe vom Knudsen ist wirklich fantastisch und das, wo die ersten Modelle noch die silberne Zitrone für ihre mangelhafte Verarbeitung vom ADAC überreicht bekamen. Teilweise wurden die Hohlräume bei den frühen Exemplaren noch einem Bauschaum geflutet, der hygroskopisch war und den Rostbefall deutlich beschleunigt hat.
Wie nutzt du deinen Klassiker? Bewegst du ihn im Alltag als Dailydriver, oder darf er nur sonntags raus, wenn kein Wölkchen den Himmel trübt? Gibt es für den Winter oder Alltag ein „modernes Fahrzeug“ als Backup?
Es gibt immer eine Alltagsbitch in meinem Fuhrpark, immer ein Backup-Auto für den Winter und schlechtes Wetter und für heiße Sommer; den ohne Klima fahre ich nicht so gerne im Sommer. Aber der Knudsen wird trotzdem immer bewegt, vor allem im Frühjahr und im Herbst wird er beinahe täglich genutzt, ersteht auch bei Regen manchmal draußen. Er hat schon einen Carport, in dem er übernachten darf, aber ein Auto muss schon auch Regen aushalten.
Ich hege und pflege ihn nicht so, wie manche andere es tun; die wöchentliche Reinigung ist überhaupt nicht so meins. Er muss einfach funktionieren, die Technik muss funktionieren, der Rost wird entfernt, falls irgendwo einer auftaucht. Aber es ist ein Fahrzeug und man darf schon sehen, dass er auch genutzt wird, finde ich. Ich mag kein Museumsstück haben, wo ich immer Angst davor habe, dass er einen Kratzer abbekommt; der hat schon seine Dellen, Kratzer und Patina. Damit erzählt er seine Erlebnisse der letzten 50 Jahre und das darf er auch.
So ein Klassiker braucht ja auch hin und wieder Zuwendung, schraubst du selbst oder legst du die Wartung bzw. Instandhaltung in die Hände von Professionisten?
Wenn es was Einfacheres ist, dann schraube ich selbst daran, schweißen kann ich ja auch. Roststellen schweiße ich eigentlich immer selber, das lasse ich nicht gerne jemand anderen machen, denn man weiß ja, wie Werkstätten oft pfuschen, wenn es um Schweißarbeiten geht. Zumindest habe ich das schon einige Male erlebt, deswegen lege ich da lieber selbst Hand an. Aber bei dem speziellen Fahrzeug habe ich zweimal minimal kleine Flicken einschweißen müssen, der ist einfach in einem guten Zustand und deswegen schaue ich, dass ich ihn erhalte. Der Unterboden ist mit Seilfett konserviert, die Hohlräume sind mit Mike Sanders geflutet worden, er sollte da eigentlich gut geschützt sein für die nächsten paar Jahre.
Eines muss ich zum Ford Knudsen-Taunus anmerken, ich habe schon einige Oldtimer gehabt, aber das ist wohl das einsteigerfreundlichste alte Auto, was man sich vorstellen kann. So wenige Reparaturen wie bei diesem Fahrzeug zu tätigen sind, das habe ich noch nie erlebt. Das wird auch rundherum in der Szene so bestätigt. Wirklich ein benutzerfreundliches Auto, wenig Reparaturen, günstig im Unterhalt, tolle Optik, den kann ich nur jedem empfehlen.
Wie sieht es mit der Ersatzteilversorgung aus?
Die ist ziemlich ok, es gibt in Bayern die Firma Motomobil, die sich auf alte Ford spezialisiert hat. Da ist man relativ gut aufgehoben, die Preise sind zwar nicht billig, aber man bekommt fast alle Technikteile. Teile der Innenausstattung sind nicht mehr erhältlich, da muss man darauf achten, dass sie gut erhalten werden.
Du nutzt dein klassisches Fahrzeug recht viel in der Saison, teilweise auch im Alltag; gibt es eine Lieblingsstrecke, die du besonders gerne damit fährst?
Ich fahre Abends gerne durch die Stadt damit, da gibts es ein paar Viertel, durch die ich gerne cruise. Man hat ein eigenes Feeling in diesem Auto, man fühlt sich ein wenig zurückversetzt in die 7oer Jahre oder wie man sich die 70er halt vorstellt. Sonst cruise ich gerne auf Landstraße zu irgendwelchen Seen hin oder einfach durch die Natur. Das macht am meisten Spaß, die Autobahnfahrten sind nicht so toll, weil er nur vier Gänge hat, das vermeide ich tunlichst.
Welche Musik hörst du bevorzugt beim Fahren oder genießt du den Sound des Motors pur bei runter gekurbelten Scheiben?
Im Moment ist das Radio ausgebaut, weil ja, wie erkläre ich das jetzt? Das ist ausgebaut, weil ich den Taunus vor 2 Jahren einem guten Freund „versehentlich“ verkauft habe. Ich hatte danach schlaflose Nächte und alle fragten mich, warum hast du gerade den verkauft, warum nicht einen anderen Oldtimer, das ist doch der schönste von allen.
Das hat mir wirklich schlaflose Nächte bereitet, denn ich habe das schon beim Verkauf befürchtet, dass ich das irgendwann bereuen werde. Deswegen habe ich in den Kaufvertrag einen Passus hineinsetzen lassen, dass, falls der neue Besitzer den Gedanken hat, das Fahrzeug wieder zu verkaufen, er ihn mir zuerst anbieten muss. Er muss mir auch mit dem Preis entgegenkommen, so wie auch ihm beim Verkauf entgegengekommen bin.
Ein Jahr, nachdem ich ihn verkauft habe und ich ein Jahr nicht schlafen konnte, hat er mich dann angerufen, dass er etwas Geld benötigt und auch zu wenig Zeit für den Taunus hätte. Wie das Leben halt so spielt, höhere Ausgaben, die Scheidung stand da auch im Raum, deswegen wollte er ihn wieder loswerden. Ich habe ihn dann um 500 Euro teurer wieder zurückgekauft, er hat diese Summe in das Auto investiert, somit ergab das einen fairen Deal für beide. Somit habe ich ihn zurückgekauft und jetzt gebe ich ihn nicht mehr her, den Fehler mache ich nicht nochmals.
Gibt es Treffen, Messen oder historische Motorsportveranstaltungen, die für dich Pflichttermine sind und du nie auslässt? Wo trifft man dich mit deinem Oldtimer?
Früher war ich öfter bei Oldtimerveranstaltungen, mittlerweile gibt es nur mehr ein Treffen, zu dem ich wirklich regelmäßig hinfahre. Das ist natürlich das Alltagsklassiker Saturday Night Cruising, das beste Treffen überhaupt. Weil es einfach kein Treffen gibt, das so open minded ist wie dieses, wo man jeden leben lässt und jedem die Freude an seinem eigenen Fahrzeug lässt. Das ist genau das, worum es gehen sollte. Ab und zu habe ich schon Lust zu einem anderen kleineren Treffen zu fahren, aber die sind dann oft sehr markenspezifisch oder eben diese typischen Treffen am Wochenende mit Frühschoppen, Blasmusik und Traktoren. Das ist nicht so meins, obwohl auch das ganz lustig und amüsant sein kann. Von dieser Sorte habe ich schon zu viele besucht, das muss nicht unbedingt mehr haben.
Früher gabs noch die 200 Minuten Classic im Stiefingtal, das war eine wahnsinnig tolle Klassikerrallye, wo man für kleines Geld eine ganzen Tag Rallyefeeling pur erleben konnte mit seinem Klassiker. Leider gibt es diese Veranstaltung nicht mehr.
Vielleicht gibt es ja neue Ideen, wie man Treffen anders veranstalten könnte. Ich habe ja selbst so manche Idee, wie man kleine Treffen abhalten könnte, bei mir im Garten z. B. mit einer ausgewählten Gruppe, erlesener Freunde und Oldtimerenthusiasten.
Diese Ideen spuken schon seit Jahren in deinem Kopf herum
Vielleicht wirds ja mal was, diese Ideen müssen noch reifen. (schmunzelt)
Und historische Motorsportveranstaltungen ziehen dich nicht an, wir haben immerhin den Red Bull Ring hier in der Steiermark?
Da gibt es natürlich eine Pflichtveranstaltung, das Ventilspiel im Herbst am Red Bull Ring, das ist ein fantastisches Event. Motorsport pur mit klassischen Fahrzeugen, da bin ich regelmäßig vor Ort. Da reise ich schon gerne mit dem Oldtimer über das Gaberl an. Teilgenommen habe ich noch nicht an dem Rennen, der Taunus ist kein Rennauto, der ist dafür nicht geeignet. Wenn ich einmal ein passendes Rennauto besitze, könnte ich mir durchaus vorstellen, mitzufahren.
Bist du in einem Club oder Verein, der sich mit klassischen Fahrzeugen befasst?
Da halte ich es wie der Woody Allen: Ich würde nie Mitglied in einem Verein werden, der Leute wie mich als Mitglieder aufnimmt. Ich bin überhaupt kein Vereinsmeier, deswegen taugt mir Alltagsklassiker so, weil es eigentlich kein Verein ist. Man hilft gerne mit, wenn man Zeit hat, man macht mit, man steuert Ideen bei oder unterstützt. Aber weil es nicht verpflichtend ist, macht man es umso lieber. Ein offenes Treffen mit Freunden klingt gleich ganz anders, aber überall wo ein Druck oder Zwang dahinter steht, das scheue ich.
Welches deiner ehemaligen Fahrzeuge hättest du nie verkaufen sollen? Gibts da noch offene Wunden, die schwer verheilen?
Ein wunder Punkt ist natürlich der VW T1 Samba Bus von 1967, mit dem Faltdach und den Panoramafenstern. Den hätte ich wirklich nie verkaufen dürfen. Den habe ich als Campingbus ausgebaut und bin viele Jahre in den 90ern in ganz Westeuropa herumgefahren. Mit dem war ich in Frankreich, Italien, Spanien, Ex-Jugoslawien und Deutschland unterwegs. Damit habe ich sehr tolle Dinge erlebt und nach einigen Jahren Benutzung habe ich ihn dann in ein Museum als Leihgabe gestellt; dort ist er viele Jahre gestanden.
Irgendwann kam ich auf die wahnwitzige Idee, ihn zu verkaufen, denn da sind die Preise für dieses Modell gerade gestiegen. Nur leider war das etwas zu früh; wenn ich noch ein paar Jahre gewartet hätte, hätte ich einen 10x höheren Preis bekommen. Der Bus ist nach England gegangen, mittlerweile ist er in Holland. Zumindest ist er noch unterwegs, er wurde top restauriert. Tatsächlich träume ich manches Mal von diesem Bus, da soll noch einer sagen, dass ein Auto keine Seele hat! So alte Autos haben doch eine Seele, die können einen schon berühren im Herzen.
Gut, du hast und hattest ja sichtlich Spaß an deinen Klassikern und viel damit erlebt, aber wie sieht es aus mit neuen Projekten? Gibt es da unerfüllte Wünsche, die noch unbedingt erfüllt werden müssen?
Ich habe mir schon einige Wünsche erfüllt, ein ganz großer davon war ein Ford OSI 20M TS, dass ich so einen einmal besitze. Es gibt da ein Buch, wo man seine Wünsche an das Universum sendet und diese manifestieren soll. In diesem Fall stellt man sich vor, wie man das Fahrzeug besitzt; das hat natürlich nicht funktioniert. Ich habe rund 10 Jahre nach so einem Ford OSI gesucht, also nicht wirklich intensiv, aber immer wieder gesucht, ob so einer angeboten wird. Einmal war einer in Nordfrankreich, einmal in Süditalien, es gab einen in den USA zu verkaufen. Also immer zu weit weg, um den mal schnell zu begutachten. Mein Lebensglück hängt ja nicht von einem so einem Auto ab und somit habe ich diesen ziehen lassen und mich davon gelöst.
Lustigerweise meldet sich zwei Wochen nachdem ich diesen Wunsch ziehen gelassen hatte, ein Freund, der einen OSI entdeckt hatte, nur eine Stunde von Graz entfernt. Das war der erste Ford OSI, den ich gekauft habe; drei Jahre später kam dann der zweite OSI dazu. Nur was ich beim Wünschen verbessern könnte, ich hätte mir einen fahrbereiten wünschen sollen und nicht zwei komplette Leichen! (lacht)
Also gibt es noch Luft nach oben bei der Erfüllung bzw. Ausformulierung der Wünsche?
An der Detaillierung hat es eindeutig gehapert, daran kann man noch feilen. Der nächste OSI, den ich kaufe, sollte in einem besseren Zustand sein.
Also wird es aus diesen Projekten nichts werden?
Die beiden waren schon seit Jahren am Abstellgleis aus Platzgründen; einer stand weit weg in einer Halle im Burgenland, der andere verstellte mir ewig den Platz in der Werkstatt. Ich kam einfach nicht dazu, inzwischen sind so viele andere Projekte dazwischen gekommen, die schneller zu realisieren waren. Deswegen wurden die Langzeitprojekt immer nach hinten verschoben und die schnellen Projekte vorgezogen. Darum standen die OSIs auch schon Jahre herum, wenn nicht gar schon 10 Jahre. Da muss man realistisch sein und überlegen, ob man sich das noch antut, so einen Wagen von null weg aufzubauen. Es war wohl besser die beiden loszulassen und sich bei Gelegenheit sich einen OSI im Fahrfertigen Zustand mit maximal kleinen noch zu erledigenden Arbeiten daran zu kaufen.
Das klingt nach einem realistischeren Plan. Da wird die Ersatzteilversorgung auch nicht so prickelnd sein, oder?
Die Technik ist Ford-Großserie, das ist nicht problematisch. Einzig die Innenausstattung und Bleche bekommt man so gut wie gar nicht mehr, aber schweißen kann ich und die Bleche kann man anfertigen, das ist kein Problem.
Wir sprachen eben über unerfüllte Wünsche. Welche drei Fahrzeuge stünden in deiner Garage, wenn Geld dabei keine Rolle spielen würde?
Ich würde mir wieder einen T1 Samba kaufen, einen Bulli, einfach der alten Zeiten willen.
Dann eben den Ford OSI, das ist für mich ein richtiger Underdog unter den Klassikern. Es muss kein Ferrari, Maserati oder Lamborghini sein. Ein OSI ist eh was Selteneres, er hat Ferrari-Rücklichter und Maserati-Armaturen, also ist er für mich ein exklusiveres Fahrzeug mit einer überschaubaren Technik. Es ist mir auch wichtig, dass ich an dieses Fahrzeug auch selbst Hand anlegen kann.
Als dritten Klassiker hätte ich gerne ein Fahrzeug mit V8-Motor. Das muss gar kein brüllendes Musclecar sein, da denke ich eher an einen kaum bekannten Oldie aus Frankreich, den Ford Comete. Italienisches Design, Zweifarbenlackierung, den hinreißenden ovalen Kühlergrill, der an einen Pommes-frites-Schneider erinnert.
Nachdem wir die absoluten Traumautos von dir erfahren haben, was war die ärgste Gurke, die du je besessen hast? Welches Fahrzeug darf auf keinen Fall (wieder) in deine Garage?
Ein Fahrzeug, das schon wieder in meiner Garage landen dürfte, aber weniger gurkenhaft, ist ein Matra Bagheera. Mit seinen immer wieder zufallenden Klappscheinwerfern, mit seinen immer wieder brechenden Motoraufhängungen, mit Teilen, die ich während der Fahrt verloren habe. Den habe ich nur eineinhalb Jahre besessen, die halbe Zeit davon war er in Reparatur. Also, es war immer etwas kaputt bei dem Auto.
Das klingt nach richtig Spaß!
Aber er war super, drei Sitze in einer Reihe, ganz flach, 120 cm hoch, hinten breitere Reifen als vorne, er sah spektakulär aus. Optisch gefällt er mir sehr gut, das war ein cooles Ding aus den 70ern, mehr Schein als sein. Mit nur 90 PS ging er trotzdem recht flott, da musste man schmerzbefreit sein. Diese Dinger sind auch schwer restaurierbar, weil die Kunststoffkarosserie teilweise mit dem Rahmen verklebt waren.
Also mit dem Matra hatte ich schon einige schräge Erlebnisse, z. B. auf dem Weg nach Italien ging wirklich alles kaputt, was kaputt werden konnte. Nur als kleines Beispiel, an der Grenze ging schon das Handschuhfach nicht mehr auf, in dem die Reisepässe drinnen waren. Es hat über eine Stunde gedauert, das Fach zu öffnen; die Zöllner haben schon gelacht über uns und haben uns dann netterweise einen Schraubenzieher zur Verfügung gestellt, dass wir das Handschuhfach aufbrechen konnten. Es war eine Katastrophe mit dem Auto herumzufahren, denn es war immer etwas kaputt. Der hat übrigens auch die silberne Zitrone vom ADAC bekommen. Das war für mich die größte Gurke, die ich je besessen habe, aber trotzdem ein spannendes Auto, wo ich mir gut vorstellen könnte, so einen in einem guten Zustand zu bewegen.
Welches Fahrzeug würdest du wählen, wenn du nur mehr ein einziges bis an dein Lebensende fahren dürftest und warum? Gibt es so eine automobile Allzweckwaffe, eine Leatherman auf Rädern für dich?
Tatsächlich ist es, glaube ich, der Ford OSI. Denn kann man, denke ich, gut im Alltag nutzen; man müsste ihn aber an manchen Stellen verbessern. Wie eine Servolenkung nachrüsten, für mich war das immer das Traumauto und den würde ich nicht mehr hergeben, wenn ich einen fahrbereiten hätte.
Herzlichen Dank für diese interessanten Einblicke in dein automobiles Seelenleben.
Martin findest du auf Instagram bei Gas Mouse Garage und Motorbiene.

Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Vitrinist, buchaffin, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Ford Focus Turnier MK3, Puch Clubman, Bianchi Arcadex und Puch Maxi L.
Hallo – sehr schön zu lesen – habe mich das ein und andere Mal wiedergefunden – Gruss Chris