Mazda 818: Der (fast) unbekannte Klassiker aus dem Land der aufgehenden Sonne

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Als Mazda als eine der ersten japanischen Automobilmarken Ende der 1960er in den österreichischen Markt eintrat, war die Skepsis der potentiellen Kunden groß. In Klagenfurt brachte Rolf Knoch 1969 seinen Importeursvertrag mit dem bei uns noch gänzlich unbekannten und exotischen japanischen Automobilhersteller „Mazda“ unter Dach und Fach und die schloß die ersten Händlerverträge ab. Bis zum Jahresende 1969 wurden im Schnitt pro Händler fünf Neuwagen verkauft. Ein bescheidener Anfang, doch dank erstklassiger Qualität zu sensationell günstigen Preisen dauerte es für die No-Name-Marke nicht lange um sich ein prägnantes Markenprofil zu erarbeiten, das sich auch bald in respektablen Zulassungszahlen niederschlug.

 

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Mazda 818 Sedan de Luxe (1973/Urversion)

 

Modellprogramm

1971 kam mit dem brandneuen Modell der Mittelklasse, dem 818, einer der Topseller auf den Markt. Erhältlich war der 818 als viertürige Limousine (Sedan) und als zweitüriges Coupe. weiters wurde ein fünftüriger Kombi angeboten der auch als dreitüriger Van verfügbar war (nicht in Österreich), weitere Modellbezeichnungen für den Kombi waren Variabel oder Station Wagon. Im Jahre 1978 wurde die Produktion des 818 eingestellt, einen direkten Nachfolger gab es nicht. Der 1977 eingeführte 323 war in etwa gleich groß wie der 818 und war der letzte kompakte Mazda mit Heckantrieb.

Von allen drei Karosserievarianten gab es auch jeweils eine Version mit Zweischeiben-Wankelmotor, die auf den Namen RX-3 hörte und sich optisch u.a. durch einen anderen Kühlergrill und Doppelscheinwerfern, sowie bei der Limousine und dem Coupe auch bei den Heckleuchten unterschied.

Die Neufahrzeuge wurden nach Österreich ohne montierte Außenspiegel vom Werk angeliefert, vom Importeur wurde meist nur ein Exemplar auf der Fahrerseite (teils auf den Kotflügeln) angebracht um dem Gesetzgeber genüge zu tun. Dabei wurden verschiedenste Modelle verbaut, erst ab dem Facelift von 1976 wurden zwei Außenspiegel an den Türen montiert.

 

 

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Mazda 818 Station Wagon (1977, Facelift )

 

Technik

Robuste einfache Technik zeichnete das Modell 818 aus, längs verbaute Vierzylinder-Ottomotoren mit 1272ccm (1300) und 66PS, sowie ein 1600er der aus 1586ccm 75PS schöpfte sorgten für den Antrieb, der via Kardanwelle an die hintere Starrachse übertragen wurde. In Deutschland hatte der 1300er nur 60PS, was dem einhalten einer Steuerklasse geschuldet war. Vorne war das Modell 818 mit Scheibenbremsen ausgestattet, hinten verzögerten Trommelbremsen die 830kg Leergewicht (1300er Sedan).

 

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Mazda 818 Coupe (1972/Urversion)

 

Ausstattung

Ein Auszug aus einem Prospekt der Mazda Generalvertretung für Österreich aus dem Jahre 1972:

Scheibenbremsen vorne, Zweikreis-Bremssystem, Handbremswarnlicht, 2-Stufen-Scheibenwischer, elektrische Scheibenwaschpumpe, Handchoke, Lenkradsperre, Drehstromlichtmaschine, Lichthupe, Rückfahrscheinwerfer, rostgeschützte Bodenplatte, Sicherheits-Verbundglas-Windschutzscheibe, Benzinuhr, Starktonhorn, geschlossenes Kühlsystem, Zwangsluftabsaugung für Innenraum, 3-stufige Frischluftgebläseheizung, Haltegriffe, blendfreier Sicherheits-Rückspiegel, zwei Sonnenblenden, Sportzierkappen, Kofferraumverkleidung, Reserverad, Bordwerkzeug, Aschenbecher vorne und hinten, verstellbare Einzelsitze mit Liegesitzbeschlägen, Knüppelschaltung, Tageskilometerzähler, Boden mit Teppich ausgelegt, Armlehnen, Kleiderhaken, heizbare Heckscheibe.

Die Modelle 818 Coupe und RX-3 waren zusätzlich mit Drehzahlmesser, Zusatzinstrumenten, Sportlenkrad und einer Mittelkonsole serienmässig ausgestattet.

 

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zeitgenössische Prospekte

 

Facelift

1976 kam es zu einer Modellpflege der 818 Baureihe, die sich an den nun runden Frontscheinwerfern, geänderten Heckleuchten, einem neuen Felgendesign und einem modifizierten Innenraum erkennen lässt.

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Mazda 818 Sedan (französische Erstauslieferung/Facelift)

 

Modellbezeichnungen

Eine der vielen Modellbezeichnung rund um den Globus waren unter anderem Mazda 808, wie er in den Exportmärkten Australien, Neuseeland und USA hieß. Da aber Peugeot sich die dreistelligen Modellbezeichnungen mit der Null in der Mitte in Europa schützen ließ, was schon Porsche veranlasste das Modell 901 in 911 umzubenennen, musste auch Mazda, den 808 in 818 umtaufen. Eine weitere, wenn auch nur kurzfristige Bezeichnung in den USA war Mizer.

Eine weitere Modellbezeichnung in Japan und den USA war Grand Familia, dessen Kürzel GF sich auch teilweise auf den Lenkrädern der europäischen Modelle wiederfindet. Als Familia wurde das kleinste Modell in Mazdas Modellportfolio benannt, der hierzulande als 1000/1300 bekannt ist.um die Verwirrung vollends zu machen, war Presto auch der beiname zu Familia.

 

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Lizenzbauten

Kia Motors produzierte ab 1975 das Modell 818 als Kia Brisa II. ab dem Facelift von 1976 lief er unter der Bezeichnung K303 weiterhin baugleich mit dem 818 bis 1981 als Limousine und Kombi vom Band in Südkorea. Das vorläufige auslaufen des Lizenzvertrages mit Mazda, bedeutete auch das Ende des Kia K303.

 

Markt

Alleine in Österreich setzt Mazda vom Modell 818 zwischen 1972 und 1978 über 14.000 Exemplare des Mittelklassemodells ab.

Laut Statistik Austria gab es vom Mazda 818 noch so viele zugelassene Fahrzeuge in Österreich:

  • Stichtag 31.12.2006: 33 Stück
  • Stichtag 30.12.2010: 29 Stück
  • Stichtag 31.12.2020: 18 Stück

 

Immer wieder tauchen in den einschlägigen Autobörsen Fahrzeuge vom Typ 818 auf, auch wenn die Intervalle größer werden. Meist sind es Coupes, seltener Limousinen, so gut wie nie Kombis.

 

 

Kaufberatung

Zuerst sollte auf die Vollständigkeit des Fahrzeuges geachtet werden, den Teile für den 818 sind rar gesät – die Technik macht an und für sich keine großen Probleme. Schwierig wird es wenn, der braune Tod am Blech knabbert, den Karosserieteile sind so gut wie nicht verfügbar. Sollte man Zugriff auf einen Ersatzteilspender bekommen, sollte man ohne zu zögern zugreifen und sich so viel wie möglich davon einlagern. Genauso verhält es sich mit Interieurteilen, Sprünge im Armaturenbrett sind wohl obligat bei Nipponklassikern aus den 70ern, Ersatz dafür so gut wie nie zu finden. Bezugsmaterial für die schwarzen Kunstledersitze der ersten Serie findet man über Ebay Australien, fachkundige Sattler schneidern einem daraus wieder ein ansehnliches Gestühl. Von den Heckleuchten, Seitenreflektoren und Blinkleuchten gibt es hochwertig anmutende Nachfertigungen aus Fernost, die auch über Ebay zu beziehen sind.

Ersatzteillage

Ohne ein über einen langen Zeitraum aufgebautes Netzwerk, wird es verdammt schwer an Ersatzteile zu kommen. Wobei sich viele Teile auch weder für gutes Geld, oder nur in den ersten Exportmärkten von Mazda  (Neuseeland und Australien) organisieren lassen – zu horrenden Versandkosten. In Europa kann man am ehesten in Holland oder Portugal mit viel Glück das eine oder andere Ersatzteil aufspüren. Vom Hersteller selbst gibt es für klassische Modelle aus den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts so gut wie nichts mehr. Verschleißteile wie Wasserpumpen, Lichtmaschinen oder Keilriemen etc. findet man aber auch immer wieder mal bei Ebay oder Rockauto.

 

 

Sonnenuntergang im Grazer Umland

 

Weiterführende Webseiten zum Thema Mazda 818

aktuell keine

 

Überarbeitet am 11.09.2016, 20.02.2021 und am 28.03.2024

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3 Responses

  1. 2. März 2016

    […] man bemüht die Suchmaschinen und forscht auf eigene Faust durch das weltweite Netz. Wie schon anderswo angedeutet, wird es ohne ein in längeren Zeitraum aufgebautes Netzwerk mühsam, bis nicht mehr […]

  2. 8. März 2017

    […] haben dann doch nach Jahren des Suchens zu einem glücklichen Ende geführt und ich konnte die Modellhistorie des Mazda 818 gut […]

  3. 31. Juli 2017

    […] raum so gut wie keine infos zum 818 zu finden gibt – ausser eben hier im blog. die modellgeschichte des 818 zu recherchieren war auch ein hartes stück arbeit und hat sich über viele monate […]

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