Ein Fall für Aufschneider: Opel Ascona C Cabrio

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Cabriolets machen sich rar in den 80ern

Die frühen 80er Jahre waren eine harte Zeit für Cabriofahrer und jene die es werden wollten. Die amerikanische Gesetzgebung hatte mit ihren strengen und strikten Sicherheitsvorgaben so gut wie unmöglich gemacht Cabriolets in den Staaten zu verkaufen. Ein großer und lukrativer Absatzmarkt brach für viele Hersteller zusammen.

Viele Modelle wurden eingestellt, ersatzlos gestrichen oder auslaufende Cabrios bekamen einfach keinen Nachfolger mehr. In Europa war es nicht viel anders, da hielten das Golf Cabriolet, der von Baur aufgeschnittene BMW der Baureihe E21, Rolls Royce Corniche und Mercedes SL für die gehobene Klientel, sowie Uraltkonstruktionen aus den 60ern wie der Alfa Spider oder der Fiat 124 Spider als die letzten Mohikaner die Fahnen einer scheinbar aussterbenden Rasse hoch.

Die englische Autoindustrie hatte sich selbst und damit auch Kultmarken und klassische englische Roadster wie den Triumph Spitfire oder MG B eliminiert.

 

Marktnische Cabriolet

Werkscabriolets waren rare Erscheinungen am Markt, dafür boomten viele kleine Manufakturen und Kleinserienhersteller, die festverlötete Limousinen und Coupes in Handarbeit zu Cabriolets umbauten. Neben gehobenen Fahrzeugen wie Cabriolets aus dem C126 Mercedes Coupe oder Aufschnitten des 6er BMW Coupes, gab es auch jede Menge nachträglich geöffnete Brot- und Butterautos.

Eines davon ist das Opel Ascona C Cabriolet, an dem sich verschiedene Hersteller rund um die Welt abarbeiten. Die wohl bekanntesten Aufschnitte in Europa, stammen entweder von Keinath oder Hammond & Thiede.

 

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Ascona C Cabrio Sichtung in Kaindorf/Sulm

 

Hammond und Thiede

Am erfolgreichsten war das Ascona C Cabriolet von Hammond & Thiede, das die Karosseriebaufirma Voll in Würzburg produziert hat. Zwischen 1984 und 1988 wurden 2873 Cabriolets auf Basis der zweitürigen Ascona C Limousine hergestellt. Rund die Hälfte davon waren rechtsgesteuerte Fahrzeuge die in Großbritannien unter der Bezeichnung Vauxhall Cavalier Convertible vertrieben wurden. Ein interessanter Aspekt der Entwcklung zur Serienreife des Hammond & Thiede Cabriolets ist, das die Fahrversuche und Prüfstandtest zu großen Teilen bei Porsche in Weissach vorgenommen wurden, in einer Zeit als Porsche finanziell nicht so gut gepolstert war und auf solche Entwicklungsaufträge angewiesen war.

Das Hammond & Thiede Cabriolet konnte man als Neufahrzeug bei jedem Opelhändler mit dem Spezifikationsschlüssel 74-7 bestellen. Die Umbauzeit betrug in etwa vier Wochen und kostete rund 12.000DM (~ € 6135). Auch gebrauchte Limousinen konnten zum Umbau angeliefert werden. Diverse Versteifungen und Verstrebungen wurden größtenteils im Innenraum versteckt angebaut, die originale Optik größtenteils erhalten. Die sehr steife Karosserie wog nach dem Umbau zum Cabriolet nur 30kg mehr als die verlötete Limousine. Ein Dreiecksfenster in den Türen bot nicht nur mehr Steifigkeit für den Scheibenrahmen, sondern verringerte auch die Luftverwirbelungen im Innenraum.

 

Keinath C3

Das Opel Autohaus Keinath aus dem schwäbischen Dettingen/Erms produzierte in deutlich kleinerem Rahmen ebenfalls ein formschönes Cabriolet auf Basis des Opel Ascona C. Optisch dem Hammond & Thiede sehr ähnlich unterschied es sich doch in einigen Punkten vom Mitbewerberprodukt: Die Form des Verdecks, der Seitenscheiben, anderen Gurtumlenkpunkten sowie teilweise außen liegenden Schwellerverstrebungen, die gerne zu Rostanfälligkeit tendierten unterschieden ihn vom Würzburger Aufschnitt.

Die ersten C3 Cabriolets verließen Ende 1983 die Werkstatt, insgesamt fertigte Keinath 434 Exemplare. Mit 70kg Mehrgewicht wog der C3 deutlich mehr als das Ausgangsprodukt. Bei der Ausstattung konnte man bei Keinath aus dem vollen schöpfen und von der Sonderausstattungsliste aus Lederausstattung, Tieferlegung, Spoilern und Blaupunktradios wählen. Als Kundenkreis hatte man wohlhabende Ärzte, Rechtsanwälte etc. im Visier, die das Cabriolet gerne als Zweitwagen für die fönfrisierte Gattin orderten –  man wollte ja stilgerecht beim Tennisclub oder Coiffeur vorfahren.

Keinath produzierte in weiterer Folge auch ein Cabriolet auf Basis des Opel Monza, den C5, sowie für Erich Bitter 21 (andere Quellen sprechen von 22) offene Exemplare des Bitter SC.

 

Mein leider nicht Cabriolet

Meine persönliche Beziehung zum Ascona C Cabriolet begann wohl mit dem Erwerb des Führerscheins 1994. Gut die Liebe zur Marke Opel war nie eine große, aber natürlich gab es auch da das eine oder andere Modell, das man gut leiden konnte und man sich vorstellen konnte es zu besitzen. Im Grazer Raum gab es Mitte/Ende der 90er Jahre 3 Exemplare vom Ascona Cabriolet, zwei weiße und einen hellroten. Angesichts der produzierten Stückzahlen, eigentlich nicht wenige.

Eines der beiden weißen Cabrios stand dann eines Tages in der Grazer Automeile, der Kärntnerstrasse bei einem Händler. Wie so oft zur damaligen Zeit bin ich über die Kiesplätze der Seelenverkäufer gewandelt auf der Suche nach etwas besonderem. Der eigene Fiat Uno 50S war zwar nett, aber auch emotionslos. So hielt ich immer die Augen nach einem lässigen Schnäppchen offen, gerade ein Cabriolet hätte es mir angetan. Der weiße Hammond & Thiede Umbau hätte mir schon ganz gut gefallen und war auch mit der 2.0i Maschine ausreichend motorisiert, das Verdeck machte einen guten Eindruck und der Preiszettel war mit S 35.000.-  (~ € 2500.-) nicht mal unverschämt. Es waren auch noch ein Golf 1 „Etienne Aigner“ Cabrio, sowie ein Peugeot 205 CTI in lila(!) mit Gutmannverbau in der Auswahl. Geworden ist es dann ganz was anderes: Ein Fiat Uno turbo i.e. aus der zweiten Serie. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Viele Informationen über das Ascona C Cabriolet habe ich der sehr Informativen Webseite der Ascona Cabrio IG entnommen.

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1 Response

  1. 6. August 2016

    […] ist schon das zweite Ascona C Cabriolet, das mir in diesem Sommer unterkommt, dieses Mal in der Tiefgarage eines Supermarktes. Erstmals […]

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